Die US-Notenbank Fed dürfte in ihrer heutigen Sitzung eine weitere Anhebung des Leitzinses beschließen, sagt Larry Hatheway, Chefökonom beim Fondsanbieter GAM. Auch weitere Zinsschritte im September und Dezember hält er für plausibel. "Das Wirtschaftswachstum in den USA ist nach wie vor stark und das Beschäftigungswachstum liegt über dem Trend", sagt Hatheway. Zugleich sei allmählich eine moderate Beschleunigung der Löhne zu erkennen, außerdem läge die Inflation bereits im Zielbereich der Fed. "Die US-Notenbank hat bereits kommuniziert, die Notwendigkeit für drei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr zu sehen", sagt der GAM-Chefvolkswirt.

Sofern die Inflation nicht weit über das Zwei-Prozent-Ziel der Fed steige, könne der Markt die weiteren Zinserhöhungen verkraften. "Sie sind weitgehend eingepreist und wären keine größere Überraschung", sagt Hatheway. Weitaus wichtiger als die fortschreitende Zinswende ist für ihn deshalb der Verlauf der Inflation. Eine stärker als erwartet steigende Inflation könne alles völlig auf den Kopf stellen, mahnt der GAM-Chefökonom: "Viele Investoren fürchten derzeit, dass sich die Inflation in mehreren Ländern beschleunigen könnte." Dies würde zu einer deutlich aggressiveren Reaktion der Zentralbanken führen.

Italien verunsichert die Märkte
Weitere Risiken für die Finanzmärkte sieht der Volkswirt in der Politik. "Die Wahlen in Italien haben zu einer populistischen Regierung bestehend aus Linken und Rechten geführt, die eine gemeinsame Anti-EU-Einstellung eint", sagt Hatheway. Viele Italiener hätten das Gefühl, in den zehn Jahren seit der globalen Finanzkrise von der EU im Stich gelassen worden zu sein. "Daher ist es naheliegend, dass sie mit dem Stimmzettel Widerstand leisteten gegen das Establishment in Italien und Europa", so Hatheway. Der italienische Staats ist hochverschuldet. Mit ihrer Ankündigung einer expansiven Finanzpolitik hat die neue Regierung die Märkte deshalb stark verunsichert. (fp)