Vermehrte geopolitische Spannungen und robustere Schwellenländerwährungen haben die Zentralbanken im Jahr 2018 handeln lassen. Sie stockten ihre Goldreserven durch erhebliche Zukäufe auf – schließlich gilt Gold als sicherer Hafen. Trotz dieser umfangreichen Investitionen hat der Goldpreis zuletzt leicht nachgegeben. Den Grund dafür sieht Joachim Corbach, Leiter Währungen und Rohstoffe bei GAM Investments, bei der Geldpolitik der Zentralbanken. Die beeinflusst die Goldpreisentwicklung nämlich meist stärker als der Umgang der Notenbanken mit den Goldreserven, erklärt er.

Vor allem die US-Notenbank hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Goldpreis. Grund: Der Preis von Gold und anderen Rohstoffen wird in US-Dollar festgestellt. "Steigt der US-Dollar gegenüber anderen globalen Währungen, wird Gold in Nicht-USD-Währungen teurer, was die Nachfrage naturgemäß begrenzt", erklärt der Experte. Im vergangenen Jahr hob die Fed gleich vier Mal den Leitzins an. Zudem setzte sie der lockeren Geldpolitik ein Ende und begann mit einer kontinuierlichen Bilanzverkürzung. "Diese Entscheidungen wurden als Versuch gewertet, einer möglicherweise steigenden Inflation vorzugreifen, die die Realzinsen auf kurze Frist unweigerlich ansteigen lassen würde", erklärt Corbach. 

Schwächeres globales Wachstum verbreitet Angst 
Die sich abschwächende Weltwirtschaft hat die Fed nun dazu bewogen, einen vorsichtigeren Kurs einzuschlagen. "Die Gefahr, dass die globale Geldpolitik vorsorglich gegen einen Inflationsanstieg eingesetzt wird, scheint von daher vorerst gebannt", sagt der GAM-Experte. Die korrigierten Erwartungen hinsichtlich der Realzinsen und die US-Dollar-Entwicklung im laufenden Jahr haben mittelbar eine Goldpreisrally ausgelöst. Immer mehr Anleger sind mit Blick auf die vorsichtigere Notenbank auf der Suche nach sicheren Häfen – und die höhere Nachfrage sorgt bei dem Edelmetall für einen steigenden Preis. (fp)