Die Aktienmärkte haben sich trotz scharfer Rezession im vergangenen Jahr in Rekordzeit erholt und erreichen immer noch Höchststände. Nun droht der Bullenmarkt aber zu kippen, fürchten einige Anleger. Ihr Kalkül: Wenn die US-Zentralbank Fed angesichts der derzeitigen Inflation schon nicht die Zinsen erhöht, könnte sie zumindest ihr Anleihekaufprogramm bald reduzieren – und somit auch die Geldschwemme, die die Aktienkurse seit geraumer Zeit nach oben treibt.

Über die Reduktion der Anleihekäufe, das sogenannte "Tapering", brauchen sich Anleger aber – zumindest kurzfristig – keine Sorgen zu machen, meint Marcus Hüttinger, Marktstratege beim Vermögensverwalter Gané, in einer aktuellen Analyse. Denn eine sinkende Arbeitslosigkeit hat für die US-Regierung sowie für die Währungshüter derzeit Priorität. "Nachdem die US-Arbeitslosenquote im April mit 6,1 Prozent deutlich weniger gefallen ist als erwartet, ist davon auszugehen, dass 'Tapering' zwar in den kommenden Sitzungen des Zentralbankkommittees angesprochen wird, kurzfristig aber die Zügel nicht angezogen werden", sagt der Experte.

Langfristig andere Aussichten
US-Finanzministerin Janet Yellen und Fed-Chef Jerome Powell haben außerdem bereits mehrfach betont, dass es sich bei der derzeitigen Inflation um ein vorübergehendes Phänomen handele. Die Engpässe bei Lieferketten beispielsweise würden sich bald von selbst normalisieren. 

Langfristig betrachtet schließt der Gané-Experte Tapering aber nicht aus: "Die geldpolitische Programme werden irgendwann ganz bestimmt wieder zurückgefahren werden, was neue Höchststände für die Breite der Aktienmärkte weniger wahrscheinlicher macht", erwartet Hüttinger. Doch auch das muss für Anleger kein Grund zum Verzweifeln sein: "Die relative Attraktivität von Unternehmen mit wachsenden Cashflows und Dividenden bleibt auch in einem Umfeld mit verknappter Geldmenge bestehen." (fp)