Die US-Notenbank Fed hat am Mittwochabend (13.12.) drei Zinssenkungen für das kommende Jahr angedeutet und damit ein Kursfeuerwerk an den Börsen entfacht. An der Wall Street legte der Dow-Jones-Index um mehr als 500 Punkte zu und schloss auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Der Dax notierte am Donnerstagmorgen 1,2 Prozent im Plus bei 16.972 Zählern – ebenfalls ein Rekordwert.

Fed-Chef Jerome Powell und seine Kollegen beließen den Leitzins zwar erwartungsgemäß unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Positiv überrascht wurden die Börsianer aber von Powells Aussagen, die optimistischer ausfielen als vielfach erwartet. Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der Dekabank, spricht von einer "kommunikativen Leitzinssenkung". Der Zinsentscheid verschaffe der Fed die Möglichkeit, "im Falle einer enttäuschenden konjunkturellen Entwicklung unmittelbar die Leitzinswende einzuleiten", so Kater.

"Sehr positives Aktien- und Anleihemarktumfeld"
"Als Überraschung zu bezeichnen, was gestern in Washington passiert ist, wäre in jedem Fall untertrieben", meint Eckhard Schulte, Vorstandschef von Mainsky Asset Management. "Powell wartete mit einer kleinen geldpolitischen Sensation auf." Die Notenbank habe auf ihrer letzten Sitzung des Jahres den sogenannten Pivot, also den Wendepunkt in den Leitzinsen, offiziell gemacht und die Märkte auf 75 Basispunkte Zinssenkungen 2024 eingestellt. "Zudem hat sie ihre Inflationsprognosen für die kommenden beiden Jahre gesenkt", so Schulte.

Die Fed wolle mittelfristig aus der in ihren Augen sehr restriktiven Geldpolitik aussteigen und in schnellen Schritten zum neutralen Zins zurückkehren. "Auch wenn die Erwartungen an diese Sitzung im Vorfeld sehr hoch waren und auch wir bereits von deutlichen Zinssenkungen im kommenden Jahr ausgegangen sind, mit dieser Übererfüllung der Weihnachtswünsche der Investoren war in keinem Fall zu rechnen", meint Schulte. Die Notenbank sorge für ein "sehr positives Aktien- und Anleihemarktumfeld, weshalb wir davon ausgehen, dass die seit Ende Oktober laufende Aufwärtsbewegung noch lange nicht zu Ende ist".

Folgt auf den Weihnachtsmann das Christkind?
Christian Scherrmann, US-Volkswirt der DWS, äußert sich etwas zurückhaltender. Er erinnert daran, dass die Fed weitere Zinserhöhungen keinesfalls ausschließen wollte. Im Kampf gegen die Inflation sei es "viel zu früh ist, den Sieg zu verkünden", zitiert Scherrmann den US-Notenbankchef. "Der Zeitpunkt der ersten Zinssenkungen hängt nach wie vor von der weiteren Inflationsentwicklung ab", betont der DWS-Ökonom. "Möglicherweise werden wir hier noch die eine oder andere Enttäuschung erleben."

Thomas Altmann, Leiter Portfoliomanagement bei QC Partners, spannt in einem Marktkommentar den Bogen zur Zinssitzung der Europäischen Zentralbank, die an diesem Donnerstag (14.12.) ansteht: "Jerome Powell hat für die Börsen gestern den Weihnachtsmann gegeben. Jetzt erwarten die Börsianer, dass Christine Lagarde das Christkind spielt." (bm)