Die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran und die "Zerstörung" des transatlantischen Bündnisses zwischen der EU und den USA werden einen negativen Effekt auf die europäische Wirtschaft haben und zu anderen Verwerfungen führen, sagte der ungarischstämmige US-Investor George Soros in einer Rede am Dienstag in Paris. "Wir könnten auf eine weitere große Finanzkrise zusteuern."

"Alles, was schiefgehen könnte, ist schiefgegangen"
Die eindringliche Warnung des Milliardärs und Vermögensverwalters erfolgte, nachdem die italienischen Anleiherenditen auf Mehrjahreshochs geklettert sind und große aufstrebende Volkswirtschaften – einschließlich der Türkei und Argentinien – Probleme haben, die Auswirkungen einer rasanten Inflation einzudämmen.

Soros, der den Zorn der Regierung seines Heimatlandes Ungarn auf sich gezogen hat, sparte seine düsterste Prognose allerdings für die EU auf. "Alles, was schiefgehen könnte, ist schiefgegangen", sagte er und nannte die Flüchtlingskrise und Sparmaßnahmen, die die Populisten an die Macht katapultiert haben, sowie die "territoriale Desintegration" am Beispiel des Brexit. "Es ist nicht mehr eine Redewendung zu sagen, dass Europa in existenzieller Gefahr ist – es ist bittere Wirklichkeit."

EU-finanzierter Marshall-Plan für Afrika
Als Sofortmaßnahme empfiehlt der 87-Jährige einen EU-finanzierten Marshall-Plan für Afrika im Wert von etwa 30 Milliarden Euro pro Jahr, der den Migrationsdruck auf den Kontinent verringern würde. Er schlug auch eine radikale Umwandlung der EU vor – einschließlich der Abschaffung der Klausel, die ihre Mitgliedstaaten dazu zwingt, der Gemeinschaftswährung beizutreten. "Der Euro hat viele ungelöste Probleme, und es darf nicht zugelassen werden, dass diese die Europäische Union zerstören", so Soros. (mb/Bloomberg)