Das vergangene Jahr war nicht nur für Aktienanleger ein schwieriges Jahr mit dramatischen Kurseinbrüchen. Auch Anleiheinvestoren mussten angesichts des abrupten Zinsanstiegs von teils negativem Ausgangsniveau oft heftige Kursverluste hinnehmen. Der zeitgleiche Einbruch von Aktien und Anleihen zog auch die Performance der meisten Multi-Asset-Portfolios weit ins Minus. Anleihen, die eigentlich gerade bei sinkenden Aktienkursen als Sicherheitspuffer im Wert steigen sollten, versagten angesichts steigender Inflation und enormer Unsicherheit.

Anleihen bieten Diversifikationsvorteile
Anleger sollten wegen der Erfahrungen des vergangenen Jahres aber nicht die Vorteile des 60/40-Ansatzes in Zweifel ziehen, sagt Börsenexperte Gerd Kommer: "Es kommt im Durchschnitt etwa einmal in zehn Jahren vor, dass Aktien und Anleihen gleichzeitig schlechte Erträge liefern", so Kommer, der gemeinsam mit Moritz Schüßler, Leiter des deutschen Intermediate-Retail-Vertriebs bei Vanguard, auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim sprach.

"Langfristig", sagt Kommer, "sind Anleihen ein gutes Diversifikationsmittel". Das gelte insbesondere auf dem aktuellen Zinsniveau, auf dem Anleihen wieder Kurspotenzial haben. Auch wenn der Zinsanstieg im vorigen Jahr viele Anleger getroffen habe, werde die Zinswende auf Sicht der kommenden zehn Jahre wohl rund zehn Prozent mehr Ertrag mit Anleihen bedeuten. Insbesondere auch unter Kaufkraftaspekten sei das Umfeld interessant. "Die Nominalzinsen sind deutlich höher", so Kommer, "wenn nun die Inflation fällt, werden die Realzinsen steigen".

60/40-Portfolios überzeugen langfristig
Alternative Anlageklassen und Strategien an den nicht-börsennotierten privaten Märkten wie Hedgefonds oder Private Equity könnten nicht die gleichen Ertrags- und Diversifikationsvorteile eines Aktien-Anleihen-Portfolios erbringen. Dabei verweist Kommer auf die durchwachsene Performance und teils schwierige Performancemessung dieser Anlagen. Rohstoffe hätten vergangenes Jahr zwar kurzfristig als Inflations-Hedge funktioniert, aber auf lange Sicht eher eine negative Realrendite erbracht. 

Gerd Kommer wie auch Moritz Schüßler betonen zudem den Kostenvorteil passiver Anlagestrategien. Zahlreiche Studien zur Performance würden klar zeigen, dass Kosten ein besonders wichtiger Performancefaktor sind. In einem volatilen Marktumfeld sollten sich Anleger vor allem auf ihre langfristigen Ziele konzentrieren. Multi-Asset-Strategien mit Aktien und Anleihen seien dabei eine sehr interessante Option. (jh)