"Die Bedingungen, die typischerweise mit einem Aktientief einhergehen, sind noch nicht erreicht", schrieben Strategen von Goldman Sachs um Peter Oppenheimer und Sharon Bell am Montag in einer Analyse. Ein Zinsgipfel und niedrigere Bewertungen, die eine Rezession widerspiegeln, seien notwendig, bevor es zu einer nachhaltigen Erholung des Aktienmarktes kommen könne.

Die Strategen schätzen, dass der S&P 500 das Jahr 2023 bei 4.000 Indexpunkten beenden wird und damit nur 0,9 Prozent über dem Schlussstand vom Freitag. Der Stoxx Europe 600 indessen dürfte zum Ende nächsten Jahres bei 450 Zählern liegen – rund vier Prozent über dem Niveau vom Ende der vergangenen Woche. Barclays-Strategen unter der Leitung von Emmanuel Cau haben das gleiche Ziel für den europäischen Leitindex und meinen, dass der Weg dorthin "knifflig" sein wird.

Die Kommentare folgen auf die jüngste Rally, die durch schwächere US-Inflationsdaten und Nachrichten über eine Lockerung der Covid-Beschränkungen in China ausgelöst wurde und bei der mehrere globale Indizes technische Hausse-Niveaus erreichten. Der starke Aufschwung seit Mitte Oktober fand nach einem turbulenten Jahr für die globalen Märkte statt, in dem die Zentralbanken mit aggressiven Zinserhöhungen versuchten, die rasant ansteigende Inflation einzudämmen, was die Sorge vor einer Rezession schürte.

"Kurzfristiger Kursverlauf wahrscheinlich volatil und abwärts gerichtet"
Diese Gewinne sind nach Ansicht der Goldman-Strategen nicht nachhaltig, da sich die Aktienmärkte in der Regel erst dann von ihren Tiefs erholen, wenn sich der Rückgang des Wirtschafts- und Gewinnwachstums verlangsamt. 

"Der kurzfristige Kursverlauf der Aktienmärkte wird wahrscheinlich volatil und abwärts gerichtet sein", so die Strategen. Diese Ansicht spiegelt die Meinung von Michael Wilson von Morgan Stanley wider, der bekräftigt, dass die US-Aktienmärkte das Jahr 2023 fast unverändert auf ihrem derzeitigen Niveau beenden werden, und dass der Weg dorthin holprig sein wird, einschließlich eines starken Rückgangs im ersten Quartal. (mb/Bloomberg)