Die Emerging Markets aus Anlagesicht abzuschreiben wäre grundverkehrt, meint Goldman Sachs. Grund: Die Konjunktur gewinnt in zahlreichen Ländern an Tempo; die schwachen Währungen tragen dazu bei, wirtschaftliche Ungleichgewichte zu entschärfen. Fazit: "2016 könnte das Jahr sein, in dem die Vermögenswerte in den Schwellenländern einen Boden erreichen und wieder Fuß fassen", schreiben die Strategen um Kamakshya Trivedi in einer Einschätzung. "Die Aussichten auf höheres Wachstum und bessere Erträge sind gut, wenn es nicht sogar eine Wiederholung der wilden 2000er Jahre gibt."

Vorreiter und Nachzügler
Während Kolumbien, Südafrika, die Türkei und Malaysia immer noch ihre Leistungsbilanzungleichgewichte in Angriff nehmen müssen, zählen Russland, Indien und Polen Goldman Sachs zufolge zu denjenigen Ländern, die bereits genug unternommen haben, sodass es zu einer Rally bei ihren Anlagewerten kommen kann. Die Schwellenländerwährungen, die in diesem Jahr eingebrochen sind, seien nicht mehr teuer.

Die Investmentbank aus New York schließt sich einer Handvoll anderer Investoren an, die im Hinblick auf die Volkswirtschaften der Schwellenländer optimistischer geworden sind. Die Währungen sind auf Rekordtiefs abgebröckelt, und die Aktienmärkte hinken den Industrieländerbörsen in den letzten drei Jahren um 51 Prozentpunkte hinterher. Für Franklin Templeton hat der Ausverkauf dazu geführt, dass sich reihenweise Kaufmöglichkeiten auftun, wie es sie seit Jahrzehnten nicht gegeben hat.

Erster echter Wachstumsschub seit 2010
Goldman Sachs sagt voraus, dass die Schwellenländer 2016 auf 4,9 Prozent Wachstum kommen werden, im Vergleich zu geschätzt 4,4 Prozent in diesem Jahr. Das wäre die erste Wachstumszunahme seit 2010. Zwar liege das noch unter dem langfristigen Trend, aber die Verbesserung könne dazu beitragen, das Vertrauen der Investoren erneut zu stärken, schreiben die Analysten.

Das größte Risiko besteht nach Einschätzung von Goldman Sachs in einer "deutlichen Abwertung" des Yuan. Ein stärkerer Dollar und schwächeres Wachstum in China könnte die dortige Führung veranlassen, den Wechselkurs sinken zu lassen, mit Auswirkungen, die auf die Schwellenländer übergreifen, heißt es in dem Bericht. "Nach unserer Ansicht sind die Auswirkungen einer solchen Veränderung das primäre Risiko." (mb/Bloomberg)