Ronald-Peter Stöferle hat einen konkreten Verdacht: "Institutionelle Investoren werden das Zünglein an der Waage sein“, erklärte der Incrementum-Partner anlässlich des Präsentation des mittlerweile mehr als 300 Seiten starken "In Gold we Trust Reports 2019“ in Wien. Soll im Klartext heißen: Selbst kleine Portfolioumschichtungen großer Kapitalsammelstellen in Richtung Gold würden dessen Preis stark steigen lassen. Hinzu kommt: "Die Markttechnik sieht überwiegend positiv aus. Entscheidend wird sein, ob Gold die Widerstandszone bei 1.360 bis 1.380 US-Dollar, den charttechnischen Rubikon der Gegenwart, durchbrechen kann."

Stöferle wies darauf hin, dass immer mehr Bürger ihr Weltbild in Frage stellten. "Das Vertrauen in die bestehenden Strukturen bröckelt“. Das umfasst die demokratische Gesellschaftsordnung, aber auch und insbesondere das Vertrauen in die Wertbeständigkeit des Papiergeldes, in Währungen und auch in die Zentralbanken. So hätten laut Stöferle die Generation der "Millennials" das geringste Vertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen.

"Ein Ausdruck dieser Vertrauenserosion in die politische und wirtschaftliche Potenz insbesondere der USA ist die Fortsetzung der signifikanten Goldankäufe von Notenbanken“, betonte Stöferle und verwies auf folgende, durchaus beachtenswerte Zahlen: "2018 haben die Zentralbanken mit 657 Tonnen die größten Zukäufe seit dem Ende von Bretton Woods 1971 getätigt.“

Gold fungiert oftmals als sicherer Hafen
Diese Käufe sind auch einer jener Gründe, warum sich der Goldpreis in den meisten Nicht-US-Dollar-Währungen gerechnet letztes Jahr unbemerkt von den meisten Marktbeobachtern – vor allem im Vergleich zu den 2018 schwachen Aktienmärkten. Laut Co-Autor Mark Valek, wie Stöferle Fondsmanager bei Incrementum, spricht die makroökonomische Großwetterlage weiterhin für das gelbe Edelmetall. Denn die globale und insbesondere in den USA weiterhin stark zunehmende Verschuldung führt dazu, dass weitere Zinserhöhungen (USA) beziehungsweise der Einstieg in den Zinserhöhungszyklus (Euroraum) höchst unwahrscheinlich sind. "Im Gegenteil, angesichts der sich eintrübenden Konjunkturdaten ist mit Zinssenkungen und weiteren Runden an Quantitative Easing zu rechnen.“

Mittlerweile scheinen sich auch die Signale einer aufziehenden US-Rezession langsam zu mehren. So zeigt der Rezessionsindikator der Federal Reserve aktuell eine Rezessions-Wahrscheinlichkeit von 27,5 Prozent für April 2020 an. "In den vergangenen 30 Jahren war dieser Wert niemals so hoch, wenn in den darauffolgenden zwei Monaten keine Rezession eingetreten ist“, warnte Valek. "Die vergangenen zwölf Monate haben gezeigt, dass der unverwundbar scheinende US-Aufschwung erste tiefe Risse erhalten hat“, ergänzte Stöferle. "Der von der USA angeführte Boom, angetrieben durch niedrige Zinsen und ein unaufhörliches Ausweiten der Schuldenmengen, steht auf tönernen Füßen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Boom zum Bust wird, ist hoch, zumindest deutlich höher als vom Mainstream vermutet.“ (aa)