Anleger sollten im laufenden Jahr bei ihren Investmententscheidungen alle denkbaren Eventualitäten berücksichtigen, warnt Walter Sommer, Geschäftsführer der Düsseldorfer Vermögensverwaltung Grossbötzl, Schmitz & Partner (GS&P). Es seien ausgerechnet die im Vorfeld unwahrscheinlichsten Szenarien, die auf das Endergebnis die größten Auswirkungen haben könnten. "Die Notenbanken nehmen heute eine besondere, dominierende und auch sehr gefährliche Rolle ein", so Sommer. Über die Jahre habe sich bei vielen Marktteilnehmern eine starke Gewöhnung an die unkonventionellen Maßnahmen der Notenbanken eingeschlichen. Dementsprechend habe es in der Vergangenheit eine simple Anlagestrategie gegeben: Kaufen, sobald sich neue Probleme abzeichnen und die Kurse fallen – die nächsten Aktionen der Notenbanken werden es schon richten.

Vieles deute darauf hin, dass dieses Spiel noch nicht ausgereizt sei. "Noch sind keine Anzeichen einer kurz vor dem Platzen stehenden Blase auszumachen", stellt Sommer fest. Durch die vergleichsweise vorhersehbaren Auswirkungen der Notenbankpolitik könnte in den kommenden Quartalen die Saat für weitere Auswüchse an den Kapitalmärkten gelegt werden. Denn wenn sich Anleger ihrer Sache relativ sicher seien, seien sie oft bereit, mit enormen Summen zu wetten – selbst wenn der Gewinn ohne zusätzlichen Hebel zunächst klein erscheint. Damit erwachse ein "Fehlverhalten" der Notenbanken für 2015 zu einem großen Risikofaktor für Investoren. "Alle Verantwortlichen sind sich der potenziellen Folgen eines Kurswechsels bewusst – was einen ebensolchen wiederum unwahrscheinlicher werden lässt", analysiert der Vermögensverwalter.

Value-Aktien raus, günstigere Titel rein
GS&P empfiehlt vorsichtigen Optimismus als Grundstrategie für Aktieninvestments im Jahr 2015. "Die realwirtschaftliche Umgebung ist solide, das globale Wirtschaftswachstum wird voraussichtlich bei rund 3,5 Prozent liegen und ein Abrutschen in die Rezession dürfte selbst die noch immer schwächelnde Eurozone abwenden können", sagt Sommer. Europäischen Unternehmen sollte der niedrige Euro zusätzlichen Rückenwind bieten. Der mehr als halbierte Ölpreis sei zudem mit einem riesigen Konjunkturprogramm gleichzusetzen. Bei vielen Value-Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) jenseits von 20 seien in den kommenden Jahren allerdings nur bescheidene Kapitalrenditen zu erwarten. Anleger sollten deshalb im Jahresverlauf tendenziell Umschichtungen im Aktienportfolio von teuren Qualitätstiteln hin zu günstigeren Alternativen vornehmen.

Im Hinblick auf Branchen hat GS&P derzeit keine klaren Favoriten. "Für risikofreudigere Investoren und als Portfolioergänzung erscheinen uns jedoch Aktien aus dem Rohstoffbereich für eine positive Überraschung in 2015 bestens positioniert zu sein", sagt Sommer. Der Sektor notiere nach einer längeren Schwächephase rund 40 Prozent unter den Höchstständen aus dem Jahr 2011. "Allerdings wurden auf Unternehmensseite Überangebote reduziert und Effizienzprogramme zur Kostenreduzierung umgesetzt. Man darf nicht außer Acht lassen, dass das Gros der Firmen trotz widriger Umstände durchweg profitabel gewirtschaftet hat", gibt der Vermögensverwalter zu bedenken. Die Bewertungen seien so auf ein attraktives Niveau gefallen, was sich etwa in einem für 2015 erwarteten KGV von 11,9 und einer Dividendenrendite von 3,9 Prozent widerspiegle. (fp)