Diskussionen über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone und die Unsicherheit über die Zinsentwicklung in den USA haben dafür gesorgt, dass die Kurse im Rentensegment gefallen beziehungsweise die Renditen deutlich in die Höhe geschnellt sind. "Diese eigentlich so solide und berechenbare Anlageklasse erfuhr in den vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Achterbahnfahrt", sagt Christian Schmitt, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Grossbötzl, Schmitz & Partner (GS&P). Bei genauerer Betrachtung sei die aktuelle Situation allerdings gut erklärbar und deswegen vergleichsweise unkritisch. "Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Ein Renditeanstieg um fast hundert Basispunkte ist nichts Ungewöhnliches", erklärt Schmitt. "Die jüngsten Entwicklungen am Rentenmarkt sind in allererster Linie eine höchst überfällige Korrektur der anormalen Entwicklungen im letzten Jahr und somit ein weiterer Schritt zurück in die Normalität."

Anstelle der Schwankungen bei Kursen und Renditen habe sich die mangelnde Liquidität zum größten Problem des Rentensegments entwickelt. "Vor allem im Bereich der Unternehmensanleihen treffen Fondsmanager vermehrt auf eine fehlende Markttiefe im Handel einzelner Papiere", warnt der GS&P-Experte. "Diese mangelnde Liquidität spiegelt sich derzeit noch nicht bei den beliebter werdenden Renten-ETFs wider. Das heißt, die passiven Indexprodukte weisen vordergründig eine bessere Liquidität als die zugrunde liegenden Einzeltitel aus." Dieses krasse Missverhältnis sollte Investoren stärker zu denken geben als die jüngsten Kursverluste, so Schmitt. Der Effekt werde verstärkt, weil die Robustheit des Segments der Renten-ETFs, das mittlerweile ein Volumen von fast hundert Milliarden Euro allein in Europa ausmacht und im vergangenen Jahr um ein Viertel gewachsen ist, noch nicht getestet wurde. Die Probe aufs Exempel stehe noch aus.

Banken fallen als ausgleichende Instanz aus
Zu dieser Situation trage bei, dass Banken als Market Maker an Gewicht verlieren, weil sie sich wegen der Regulierung und der Reduzierung der Investmentbanking-Einheiten aus dem Anleihehandel zurückziehen. "Die Folge: Spitzen werden nicht mehr geglättet und der Markt trocknet aus", sagt Schmitt. "Auch aus diesem Grund ist das aktuelle Angebot äußerst dünn, angebotene Geld- beziehungsweise Briefkurse mitunter fragwürdig und die Spreads ungewöhnlich weit." Anleger sollten vorsichtig sein: "Es lässt sich für Anleger leider nicht anders sagen: Anleihen bieten derzeit keine ansprechende Entschädigung für das eingegangene Risiko." Dennoch lasse sich mit Unternehmensanleihen überschaubarer Laufzeiten diese Phase des Abwartens halbwegs solide überbrücken. (fp)