Seit einigen Monaten sind Wirtschaftsprüfer im Auftrag der Europäischen Zentralbank (EZB) bei den 128 wichtigsten Banken in der EU unterwegs, um die Abläufe bei der Bewertung der Assets zu überprüfen. Im Anschluss an diese Überprüfung folgt ein sogenannter Stresstest. Die Prüfungsergebnisse werden für Spätsommer erwartet. Dieser Aufwand ist der Startschuss für die Übernahme der Aufsicht über die 128 wichtigsten EU-Banken durch die EZB. Ziel ist es, künftige Bankenkrisen nicht mehr aus Steuermitteln bezahlen zu müssen.

Von den gesamten Verbindlichkeiten und Eigenmitteln einer Bank müssen acht Prozent abgeschrieben werden, bevor Mittel von den Staaten oder der Gemeinschaft für die Bank verwendet werden dürfen. Zur Umsetzung wurde lange über den sogenannten Rettungsfonds gestritten. Manche meinten, dass ein Rettungsfonds von 55 Milliarden zu klein sei, um auch nur eine kleinere Bankenkrise zu meistern. Dabei werde aber übersehen, dass es das Ziel war, zu vermeiden, dass viele öffentliche Mittel zur Bankenrettung verwendet werden müssen, geben die Experten der Bank Gutmann zu bedenken. Mache die Aufsicht Fehler, werde sie nicht dadurch besser, dass mehr Geld zur Verfügung steht.

Pfandbriefe sind am besten geschützt
Das Reformpaket zur Bankenregulierung Basel III legt die Eigenkapitalausstattung der Geldinstitute fest. Das Entscheidende dabei sei weniger, dass das notwendige verlusttragfähige Kapital von acht Prozent auf zirka 15 Prozent der risikogewichteten Aktiva steige, heißt es von Gutmann. Wichtiger sei, dass ein viel größerer Anteil des anrechenbaren verlusttragfähigen Kapitals schon im Fall der Sanierung und Weiterführung einer Bank Haircuts erleiden könne. Im Fall einer Schieflage müssen zuerst Eigenkapitalgeber und Tier I-Gläubiger Verluste ertragen, gefolgt von Tier II-Gläubigern, danach Senior-Gläubiger und dann Einlagen. Pfandbriefe und Einlagen unter 100.000 Euro seien am besten vor Verlusten geschützt, sagt Gutmann-Experte Thomas Neuhold.

Für die Banken bedeute das Emissionsbedarf, für Investoren sei eine viel stärkere Differenzierung nach der Art der Bankanleihe notwendig. Sie sollten künftig verstärkt darauf achten, ob sie eine Tier I-Anleihe oder einen Pfandbrief halten. Beide trügen denselben Namen der Bank, ihre Renditechancen und Risiken seien aber völlig unterschiedlich. Gutmann bleibt vorerst bei nachrangigen Anleihen vorsichtig, versucht aber von der allgemeinen Verbesserung des Umfelds und des Bankensystems auf Senior-Niveau zu profitieren. (mb)