Die Bundesbank kann sich Negativzinsen auf Immobiliendarlehen vorstellen. "Betriebswirtschaftlich kann es für eine Bank sinnvoll sein, Kredite negativ zu verzinsen anstatt selbst noch höhere Zinsen bei einer anderen Verwendung zu bezahlen", sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling Berichten der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" zufolge. Schließlich müssen die Banken beispielsweise für Gelder, die sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, Strafzinsen von aktuell minus 0,4 Prozent zahlen. Ein negativer Zins von minus 0,1 Prozent bei Immobilienkrediten wäre das geringere Übel.

Die Aussage von Wuermeling, der bei der Bundesbank für die Bankenaufsicht zuständig ist, kommt rund zehn Tage nachdem bekannt wurde, dass einige Banken darüber nachdenken, den Zins aufs Baugeld ins Negative zu drücken. "Natürlich wollen wir möglichst die 'Null' halten. Aber sollte es die Wettbewerbssituation erfordern, werden wir handeln und mit negativen effektiven Jahreszinsen arbeiten", sagte der Vertreter einer großen deutschen Bank damals dem Online-Portal "Finanz-Szene-de".

Keine Lockerung bei Kreditvergabestandards
Die negativen Zinsen sind auch nicht zwangsläufig ein Negativgeschäft für die Banken, da sie ihre eigene Finanzierung durchaus stemmen können. So liegt die Rendite von Euro-Pfandbriefen, die die Banken zu diesem Zweck nutzen, inzwischen auch im negativen Bereich.

Der Bundesbank-Vorstand betont den Berichten zufolge ferner, dass sein Institut darauf achten werde, dass die Banken die Kreditvergabestandards nicht lockern – und so eine Immobilienblase heraufbeschwören. Eine Lockerung der Vergabestandards auf breiter Front sei aktuell allerdings nicht zu sehen. Die neuste Entwicklung werde aber gerade in einer Umfrage geprüft. Bislang sei die Wachstumsrate der Wohnungsbaukredite an Privathaushalte im Vergleich zur wirtschaftlichen Entwicklung nicht ungewöhnlich. (jb)