Der US-Gesundheitsmarkt dürfte kurzfristig von sinkenden Zinsen und langfristig von steigenden Ausgaben für Behandlung und Prävention profitieren. "Die Aussichten für die kommenden Jahre sind hervorragend", sagt Kai Brüning, Portfoliomanager Healthcare bei der Apo Asset Management (Apo Asset). Das gelte unabhängig vom Wahlausgang.

Denn im aktuellen Wahlkampf kommt dem Thema auffallend wenig Aufmerksamkeit zu. Das liege auch daran, dass viele im Fall eines Wahlsiegs von Kamala Harris eine Fortsetzung der Biden-Harris-Politik erwarten, die mit dem Inflation Reduction Act begonnen hat. Brüning: "Das bedeutet: Die Regierung verhandelt mit den Pharmaherstellern über Preisnachlässe für Arzneimittel – aber nur für jene Produkte, die das staatliche Krankenversicherungssystem insgesamt am meisten Geld kosten."

Wahlkampf lässt Healthcare-Aktien kalt
So gab das Weiße Haus erst im August die ersten zehn Medikamente bekannt, die ab 2026 deutlich günstiger werden, im Schnitt um 22 Prozent. "Abgesehen von kurzfristiger Volatilität hat die Börse dieses Szenario aber gut verkraftet“, so Brüning. Auch Donald Trump will laut Brüning die Kosten für Medikamente senken, zum Beispiel durch Importe. Im laufenden Wahlkampf habe er sich dazu aber noch kaum geäußert.

Auch "Obamacare", das einst heiß umkämpfte Versicherungssystem, ist fest etabliert. Selbst Trump wolle es nicht mehr abschaffen, sondern "billiger und besser" machen. Brüning meint: "Egal, ob Trump oder Harris am Ende gewinnen: Beide hätten im Amt relativ wenig Spielraum für große Reformen", so der Fondsmanager. Denn sie wären dabei auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen, der weiterhin parteipolitisch "gespalten" sein dürfte.

Vielmehr erwartet Brüning insgesamt deutlich steigende Nachfrage nach Healthcare-Produkten und -Dienstleistungen. Zudem glaubt er: "Innovationen werden für Hersteller von Medizinprodukten die einzige Möglichkeit zur Differenzierung und Preisverhandlungsstärke sein." Das gelte nicht nur für Pharma und Biotechnologie, sondern auch für andere Bereiche wie die Medizintechnik. "Wirklich gute Geschäftsmodelle gedeihen langfristig in jedem Umfeld", sagt der Fondsmanager.

Kurzfristige Kurschancen durch Leitzinssenkung
Für die Wall Street zählen jedoch zunächst einmal die US-Notenbank und ihre Zinsentscheidungen im September und den Monaten danach. Sinken die Zinsen, würde das die Finanzierung von Innovationen und Übernahmen erleichtern. Das könnte Gesundheitsaktien und insbesondere die Kurse kleiner und mittelgroßer Unternehmen begünstigen. (jh)