Die Wette des Makro-Hedgefonds EDL Capital ist aus der Sicht von Bürgern in der Eurozone keine gute Nachricht: EDL setzt darauf, dass der Euro so tief fallen wird, wie seit seiner Einführung vor über 20 Jahren nicht mehr. EDL-Gründer Edouard de Langlade peilt laut einem Bericht der Nachrichtenagentur "Bloomberg" einen Euro-Wert von 80 US-Cent an.

Die grassierende Inflation führe zu Instabilität in der Politik und auf den Anleihemärkten, die den Zusammenhalt der Region auf die Probe stellt. Dies könnte den Beginn eines "Euro-Bärenmarktes" bedeuten, der über die derzeitige Dollar-Stärke, die die Gemeinschaftswährung belastet hat, hinausgehe. Die gekürzten russischen Gaslieferungen würden die Rekordinflation anheizen und aggressive Zinserhöhungen ausgerechnet in einer Zeit der Rezession erzwingen.

Blick auf Deutschlands Bereitschaft beim Euro-Zusammenhalt
De Langlade schließt dramatische Folgen nicht aus. Deutschland könnte vor den Kosten des Zusammenhalts der Eurozone zurückscheuen. "Europa steht am Rande einer Katastrophe, die möglicherweise zu seinem Auseinanderbrechen führen könnte", so de Langlade in einem "Bloomberg" vorliegenden Schreiben an seine Kunden. "Europa hat kein gemeinsames Finanzministerium und die Kosten, um Europa zusammenzuhalten, sind hoch", schrieb er in dem Brief. "Es ist sehr gut möglich, dass die Deutschen, sobald sie selbst in finanziellen Schwierigkeiten stecken, sich weigern werden, alles zu tun, was nötig ist, um die Spreads eng zu halten." Damit spricht er das kürzlich von der EZB beschlossene TPI-Programm an, das gezielt in schwache Länder investiert, um die Spreads in der Eurozone gering zu halten. "Wir könnten an einen Punkt gelangen, an dem der Dollar nicht mehr gegenüber allem stark ist, sondern der Euro gegenüber allem schwach wird", sagte er. 

Der Geldmanager, der in seinem Makro-Hedgefonds 751 Millionen Dollar (741 Millionen Euro) verwaltet, ist für große riskante Wetten bekannt. Während de Langlade, der zuvor für Moore Capital Management tätig war, seit der Gründung des Fonds im Jahr 2015 meist Geld für seine Kunden verdient hat, musste er im Februar aufgrund seiner Wetten auf Russland Rekordverluste hinnehmen.

Erstmals seit 20 Jahren unter Parität
Die Euro-Schwäche bereitet Beobachtern seit Monaten Sorgen. Die Kombination aus einem steigenden Dollar, angeheizt durch die Straffung der Federal Reserve, und den europäischen Risiken hat dazu geführt, dass der Euro im Juli 2022 zum ersten Mal seit 20 Jahren unter die Parität gefallen ist. (eml)