Viele Marktteilnehmer glauben, dass das sogenannte Value-Investing vor einem Comeback steht. Grundsätzlich stimmt dem Hendrik Leber zu, allerdings nicht, ohne eine wichtige Unterscheidung zu treffen. Wenn es nach dem Acatis-Gründer geht, werden nämlich jene Schiffbruch erleiden, die glauben, Valuetitel auch heute noch aufgrund klassischer Kennziffern wie einem niedrigen Kurs-Gewinn- oder einem günstigen Kurs-Buchwert-Verhältnis finden zu können. "Die Aktien dieser alten Valuewelt sehe ich jedenfalls nicht vor einem Comeback", erklärt Leber im Video-Interview mit FONDS professionell.

Für ihn sei eine der heutigen Zeit angepasste Definition von Value erfüllt, wenn der von einem Unternehmen generierte Cashflow zum Investor zurückfließe. In diesem Sinne finde er heute Valuewerte an ganz anderer Stelle. Etwa im Internet, wenn entsprechende Unternehmen über eine sehr lange Zeit hohe und freie Cashflows produzieren. "Solche Unternehmen überzeugen durch stabile Kundenbeziehungen und wachsende Umsatzzahlen, ohne dabei auf zwingend notwendige Investitionen angewiesen zu sein."

Zerstörte Zinslandschaft
Auch zur Situation der Notenbanken hat sich Leber im Interview geäußert. Die Währungshüter stehen aus seiner Sicht unter einem Fluch. "Sie haben die Zinslandschaft zerstört und kommen aus dieser Situation nicht mehr heraus", ist sich der Vermögensverwalter sicher. "Der irgendwann notwendige Schwenk zurück zu einer Normalität, der wird Ihnen nicht so einfach gelingen." Das werde ein sehr schmerzlicher Prozess sein, der uns noch Jahre beschäftigt. (hh)