Nicht erst seit Beginn der Finanzkrise gehört es für Marktstrategen zum Handwerk, auch mal das Unmögliche zu denken. Die Volkswirte der HSBC haben genau das für den Fall getan, dass das "Quantitative Easing" zum Dauerzustand wird. Denn dass die Zinswende kommt, steht eigentlich außer Frage. Nicht wenige Auguren rechnen fest damit, dass die Fed spätestens im Dezember die geldpolitischen Zügel wieder leicht anzieht.

Doch was geschieht, wenn es anders kommt? Wenn nicht nur die US-, sondern auch die Weltwirtschaft die Normalisierung der Geldpolitik nicht verkraftet und die Notenbanken faktisch gezwungen sind, weitere Anleihekäufe ohne Limit vornehmen? Resultat der HSBC-Analyse ist ein wahres Horrorszenario: Die Bank of Japan beispielsweise würde früher oder später den Markt für japanische Staatsanleihen komplett auslaugen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum würde rasch an ihre Machbarkeitsgrenzen stoßen.

Panische Reaktionen
Rentenanleger hätten keinen Grund zur Freude: Ein weiteres Quantitative Easing würde nach Ansicht der HSBC-Experten zunächst die Zinskurve steiler, dann wieder abflachen lassen – wenn der Optimismus in tiefe Enttäuschung umschlägt. Sollte sich herumsprechen, dass das Quantitative Easing nicht die erwünschten stimulierenden Effekte auf die Realwirtschaft hat, könnte die Angst vor einer globalen Deflation zu einem Run auf vermeintlich sichere Anlageklassen führen.

Zum Handeln gezwungen, zum Nichtstun verdammt
Die HSBC-Volkswirte halten es für möglich, dass die Entscheider in Notenbanken und Politik, statt ein neues Quantitative Easing anzustoßen, schlichtweg aufgeben und die Waffen strecken würden. Gebe es keine Mehrheit dafür, neue – sprich: unkonventionelle – Wege zu beschreiten, bestehe das sehr reale Risiko, dass die Handelnden dauerhaft zum Nichtstun verdammt bleiben. (fp)