Die Inflation in Deutschland wird voraussichtlich noch für einen längeren Zeitraum über dem Durchschnitt in der Eurozone liegen. Diese Erwartung äußerte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Auf ein solches Szenario müsse man sich einstellen, erklärte Fuest.

Schon seit einiger Zeit sei diese Situation bei den Immobilienpreisen zu erkennen, nun scheine sie sich auszuweiten. "Wir gehen davon aus, dass die Inflation im Euroraum in diesem Jahr vor allem wegen der höheren Ölpreise auf 1,5 Prozent steigt", sagte Fuest dem "Handelsblatt". Es sei wahrscheinlich, dass sie in Deutschland noch stärker zunehme.

Chance für die Peripherieländer
Die deutlichen Unterschiede zwischen den Inflationsraten der einzelnen Euro-Länder seien in gewissem Maße erwünscht. Die Krise in der Eurozone sei auch dadurch entstanden, dass Löhne und Preise in Problemländern wie Spanien oder Griechenland zu schnell gestiegen waren, in Deutschland dagegen sehr langsam. Den Peripherieländern bereite es nun Schwierigkeiten, von den hohen Preisen herunterzukommen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Das könnte ihnen leichter gelingen, wenn die Inflation im Kern der Währungsunion stärker zunehme, da sie in diesem Fall keine nominalen Lohn-und Preissenkungen vornehmen müssten.

Sollte die durchschnittliche Inflation in der Eurozone 2017 wie erwartet 1,5 Prozent erreichen, sei dies "Grund genug, bald mit dem Ausstieg aus den Anleihekäufen zu beginnen", sagte Fuest. Die EZB sollte die Käufe seiner Ansicht nach ab April monatlich um zehn Milliarden Euro reduzieren. Ein solcher "sanfter Ausstieg" werde keine Verwerfungen an den Kapitalmärkten verursachen. Die Notenbank solle möglichst signalisieren, dass sie nicht plant, die Inflation über knapp zwei Prozent hinaus steigen zu lassen. (am)