Die Bundesbank warnt in ihrem Finanzstabilitätsbericht 2016 erstmals ausdrücklich vor möglichen Risiken in Bezug auf die Niedrigzinsen und die weltweite Wirtschaftsflaute. Noch vor kurzem hatte es geheißen, eine mögliche Immobilienpreisblase sei nicht in Sicht. Nun hat offenbar ein Umdenken stattgefunden: "Im aktuellen makroökonomischen Umfeld besteht die Gefahr, dass Marktteilnehmer Risiken unterschätzen und nicht ausreichend berücksichtigen, dass die Preise fallen und Zinsen steigen können", erklärte die Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch im Rahmen einer Pressekonferenz.

Sorgen bereiten der Bundesbank vor allem die Entwicklungen am Wohnimmobilienmarkt. Die in Deutschland seit dem Jahr 2010 zu beobachtende Preisdynamik setzte sich im bisherigen Jahresverlauf fort. Allein im ersten Halbjahr schossen die Preise für Wohneigentum laut Angaben des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken um 5,5 Prozent in die Höhe. Dabei fällt auf, dass der Anstieg regional breiter angelegt war als in den Jahren zuvor.

Preise für Wohnimmobilien in Deutschland
2000 = 100, log. Maßstab

Quelle: Deutsche Bundesbank, Finanzstabilitätsbericht 2016

Für die Finanzstabilität könnten vor allem dann Risiken entstehen, wenn stark steigende Preise mit einer starken Kreditexpansion und nachlassenden Standards bei der Kreditvergabe zusammenfallen, so Buch. Akute Anzeichen auf eine Lockerung der Standards bestünden ihr zufolge aber nicht. Allerdings warnt die Volkswirtin davor, dass das aktuelle Umfeld einen kreditfinanzierten Immobilienboom begünstigen könne. "Im deutschen Immobiliensektor steigen die Preise, und es werden vermehrt Kredite vergeben", sagt sie.

Seit Beginn des Aufschwungs am Immobilienmarkt ist das Kreditwachstum kontinuierlich gestiegen und lag im September bei 3,7 Prozent. Im historischen Kontext erscheint dies aber eher moderat. Zudem war die Gesamtverschuldung der privaten Haushalte in den vergangenen Jahren tendenziell sogar rückläufig. Insgesamt zeigten die Indikatoren also, so Buch, dass derzeit keine unmittelbaren Gefahren vom deutschen Wohnimmobilienmarkt ausgingen.

Wohnungsbaukredite an private Haushalte
Veränderung gegenüber Vorjahr in %

Quelle: Deutsche Bundesbank, Finanzstabilitätsbericht 2016

Baudarlehen werden wieder teurer
Trotz einer leichten Entwarnung vonseiten der Bundesbank sollten Marktteilnehmer aber die zukünftige Entwicklung der Schuldentragfähigkeit nicht zu positiv bewerten. So zeigt eine Auswertung der FMH Finanzberatung aus Frankfurt, dass mehr als 50 Banken und Sparkassen in Deutschland die Hypothekenzinsen seit der US-Wahl anhoben. Bis dato handle es sich zwar um keine großen Schritte, die Häufigkeit sei aber schon auffällig, schreibt etwa die "FAZ". Zu Zinserhöhungen kam es nicht nur über lange, sondern auch über kürzere Laufzeiten. (dw)