Deutsche lieben Betongold, und bisher gibt ihnen die Marktentwicklung recht. Denn trotz aller wirtschaftlichen Belastungen durch den behördlich verordneten Lockdown zeigt der Immobiliensektor keinerlei Schwäche. Doch die Ruhe könnte trügerisch sein. Analysten weisen seit längerem darauf hin, dass sich die Coronakrise erst mit Verzögerung am Immobilienmarkt bemerkbar machen würde.

Nun ist es anscheinend soweit: Der April war auf dem deutschen Häusermarkt der umsatzschwächste Monat seit 2012. Das zeigt eine Studie des Immobiliendienstleisters Savills, über die das "Handelsblatt" berichtet. Demnach wurden in Deutschland im vergangenen Monat Wohn- und Gewerbeimmobilien im Wert von 2,3 Milliarden Euro gehandelt. Zum Vergleich: Im Schnitt lag das monatliche Handelsvolumen in den vergangenen zehn Jahren bei 5,1 Milliarden Euro.

In den kommenden Monaten könnte sich das Bild weiter verfinstern. Kurzarbeit und steigende Arbeitslosigkeit dürften auf die Nachfrage und damit auch auf die Preise am Wohnungsmarkt drücken, schreibt das "Handelsblatt" unter Berufung auf Branchenexperten. So rechnet etwa der Verband Deutscher Pfandbriefbanken (VDP) für das zweite Quartal mit stagnierenden Preisen bei Wohnhäusern und Bürogebäuden. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hält am Wohnimmobilienmarkt einen Preissturz von bis zu zwölf Prozent für möglich. Immobilienspezialisten des Forschungsinstituts Empirica rechnen sogar mit einer Korrektur um bis zu 25 Prozent.

Makler bleiben optimistisch
Je dramatischer die Corona-Rezession ausfällt, desto stärker wird auch der Preiseffekt, heißt es in der Empirica-Analyse. "Da eine Rezession unvermeidlich ist, gilt dies auch für die Entwicklung der Kaufpreise." Noch haben sich die düsteren Preis-Prognosen allerdings nicht bewahrheitet. Das Analysehaus F+B hat die Angebotspreise bei Wohnimmobilien vor Corona mit dem Niveau von Mitte April verglichen. Das Ergebnis: Bislang sind die Preise für Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften stabil. Lediglich bei Mehrfamilienhäusern sank der Durchschnittspreis zuletzt um 7,7 Prozent auf 1.719 Euro pro Quadratmeter.

Branchenprofis gehen offenbar nicht davon aus, dass es so schlimm kommt, wie Analysen vorhersagen. Im Gegenteil: In einer aktuellen Umfrage des Immobilienverbands IVD unter 6.000 Maklern, Immobilienverwaltern, Sachverständigen und Projektentwicklern rechnen die Befragten damit, dass die Preise für Wohnimmobilien im laufenden Jahr um vier bis fünf Prozent steigen. (fp)