Die Anlagestrategen der DWS kappen ihre Prognosen für Aktien rund um den Globus auf Jahressicht um fünf bis sieben Prozent. Dies teilte die Fondstochter der Deutschen Bank mit. Die Experten erwarten zwar noch einstelliges Gewinnwachstum der Unternehmen in diesem Jahr. Doch vor allem in den Industrieländern sei für 2023 und 2024 keine Zunahme der Gewinne mehr in Sicht.

Das US-Leitbarometer S&P 500 sehen die Strategen in einem Jahr bei einem Stand von 4.200 Punkten gegenüber rund 3.800 derzeit. Für den deutschen Leitindex Dax prognostizieren sie einen Stand von 13.900 Punkten gegenüber rund 13.030 derzeit. "Damit liegen wir unter den Konsensschätzungen, von denen wir erwarten, dass sie im Laufe des Jahres noch nach unten korrigiert werden", so die Analysten.

Vorwand Moskaus
Als Auslöser für die gedämpfte Stimmung geben die DWS-Experten die gestiegene Unsicherheit bei den russischen Gasexporten nach Europa an. Moskau hat die Förderung gedrosselt. Der Kreml gibt Wartungsarbeiten die Schuld. Dies gilt jedoch als Vorwand Russlands, um Druck auf die europäischen Staaten im Ukraine-Konflikt auszuüben. Zudem verweisen die DWS-Strategen rund um Investmentchef Stefan Kreuzkamp auf die Signale der Europäischen Zentralbank (EZB), die auf eine straffere Geldpolitik hinweisen. Zudem zeige sich die US-Notenbank Fed gewillt, hohe Inflationserwartungen über Zinserhöhungen zu drosseln – notfalls um den Preis einer Rezession.

Größtes Risiko
Eine milde Rezession schließen die DWS-Volkswirte Ende 2022 und Anfang 2023 in den USA nicht mehr aus. Vorerst erwarten sie aber für dieses Jahr ein US-Wirtschaftswachstum von zwei Prozent und im kommenden Jahr von 0,8 Prozent. Im Zuge der aggressiven Zinserhöhungen sehen die Experten die US-Leitzinsen zum Jahresende bei 3,25 bis 3,5 Prozent. Die EZB wiederum werde in einem Jahr den Einlagensatz auf zwei und den Refinanzierungssatz auf 2,5 Prozent angehoben haben. Für die Eurozone rechnen sie mit einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent in diesem Jahr.

Das größte Risiko für Europa stelle aber eine Einstellung der Gasversorgung aus Russland dar. Für diesen Fall gehen die Experten von einem Wachstum von zwei Prozent in diesem und einem Rückgang von 1,4 Prozent 2023 aus. Bei sprunghaft ansteigenden Energiepreisen rechnen die DWS-Analysten schlimmstenfalls mit zweistelligen Inflationswerten. Zuletzt hatte hier der Druck nachgelassen. Für China wiederum erwarten Kreuzkamp und sein Team ein schwaches zweites Quartal. Im zweiten Halbjahr zeichne sich aber eine Besserung ab. Für das Gesamtjahr sei ein Wirtschaftswachstum von fast vier Prozent möglich. (ert)