Die Inflationsrate in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit August 2022 gefallen. Im Schnitt stiegen die Verbraucherpreise im März im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozent, geht aus einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes hervor. Im Februar hatte die Rate noch bei 8,7 Prozent gelegen. In Teilbereichen legten die Preise aber rasant zu: Lebensmittel kosteten durchschnittlich 22,3 Prozent mehr als vor zwölf Monaten.

"Der Rückgang der Inflationsrate ist vor allem auf Basiseffekte zurückzuführen, denn in Folge des Ukraine-Kriegs kletterten die Preise für Energie und Nahrungsmittel im März 2022 rasant nach oben", erläutert Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin bei der Fondsgesellschaft DWS. "An den Preistreibern ohne Energie hat sich dagegen auch im März kaum etwas geändert."

"Druck auf die EZB, weiter an der Zinsschraube zu drehen"
"Abseits der Energiepreise gibt es noch keine belastbaren Anzeichen für eine nachhaltige Entspannung", pflichtet ihr Deutsche-Bank-Volkswirt Sebastian Becker bei. "Im Gegenteil: Sowohl die Nahrungsmittelpreis- als auch die Kerninflationsrate sind im März sogar auf neue Höchststände im gegenwärtigen Inflationszyklus geklettert." Im Falle kräftiger Lohnabschlüsse dürfte die Kernrate für längere Zeit über fünf Prozent verharren. "All dies dürfte den Druck auf die EZB hochhalten, noch weiter an der Zinsschraube zu drehen", so Becker.

Für die Verbraucher sei es im Grunde wichtiger, was von Monat zu Monat passiere, ergänzt Michael Heise, Chefökonom des Multi-Family-Office HQ Trust. "Obwohl sich Kraftstoffe und Heizöl etwas verbilligt haben, ist das Preisniveau im März um 0,8 Prozent gegenüber Februar gestiegen. Klingt nicht nach viel, ist aber viel, wenn man es auf das Jahr hochrechnet."

Die Inflationsrate dürfte zwar fallen, aber dennoch hoch bleiben
Der viele Gütergruppen betreffende Preisanstieg wird sich in den kommenden Monaten nur langsam zurückbilden, erwartet Heise. "In der Waren- und Dienstleistungsproduktion werden Kostenbelastungen aus den vergangenen Monaten und aktuelle Steigerungen durch zunehmende Löhne und Lohnnebenkosten in die Preise übergewälzt werden."

Positiv dürfte es sich Heise zufolge auswirken, dass die Lieferengpässe und Materialknappheiten in vielen Bereichen überwunden seien, die in den vergangenen Jahren für beträchtliche Preissteigerungen gesorgt hätten. "Zusammen mit den Preiskorrekturen an den Energiemärkten dürfte die Inflationsrate in den kommenden Sommermonaten in Richtung sechs Prozent und im vierten Quartal in Richtung vier Prozent tendieren", prognostiziert Heise. (bm)