Die Inflationsrate in Deutschland ist im Oktober erneut gestiegen. Die Verbraucherpreise legten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis einer vorläufigen Schätzung mitteilte. Im September lag die Inflationsrate bei 10,0 Prozent, bis dahin die höchste Rate seit 1951. Beim Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der in der EU einheitlich berechnet wird, weist die Behörde für Deutschland eine Inflationsrate von 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat aus.

"Keine guten Nachrichten von der Preisfront: Ein wichtiger Preistreiber war im Oktober erneut die Energie", erläutert Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Auch sei es bei einem überdurchschnittlichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise geblieben. "Die schwache Konjunktur im dritten Quartal hat damit noch keinen erkennbar dämpfenden Effekt auf die Preise gehabt", so Heise. Störungen der Lieferketten, die durch die Gasknappheit der vergangenen Monate noch verschärft wurden, und der exorbitante Anstieg der Energiekosten in den vergangenen Monaten hätten das Preisklima weiter belastet.

Blick auf Erzeugerpreise und Agrarrohstoffe
Zwar gebe es "einige Silberstreifen am Horizont der Inflation", der Anstieg im November dürfte aber dennoch im zweistelligen Bereich liegen, sagt der Ökonom. Sollten nach den Spotpreisen auch die Terminpreise für Gas und Strom deutlich zurückgehen, werde die Belastung über einige Monate deutlich geringer ausfallen als bislang befürchtet, so Heise. Der Auftrieb der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte ohne Energie habe sich in den vergangenen Monaten bereits spürbar abgeschwächt: "In den drei Monaten bis September erhöhte sich der Index in saisonbereinigter Betrachtung nur noch mit 1,25 Prozent", berichtet Heise. Auch die Weltmarktpreise für wichtige Agrarrohstoffe hätten sich zurückgebildet, sodass in den kommenden Monaten mit größerer Stabilität der Lebensmittelpreise zu rechnen sei.

"Die Zahlen vom Oktober zeigen, wie wichtig preisdämpfende Maßnahmen und Entlastungen der privaten Haushalte inzwischen geworden sind", stellt Heise fest. "Ein anhaltender Verlust an Kaufkraft in dieser Größenordnung wird nicht allein erhebliche soziale Härten nach sich ziehen, sondern auch die Inflationserwartungen erhöhen und zunehmende Spannungen in Tarifverhandlungen und andere Bereiche hineintragen." (ohm)