Nach den starken vergangenen Jahren verliert das Wirtschaftswachstum in den USA, Europa und China mittlerweile an Fahrt. Dabei könnte es sich um eine typische Zwischenkorrektur handeln, sagt Invesco-Chefökonom John Greenwood. Er nennt allerdings zwei Risiken, die Anleger im Blick behalten sollten: Eine Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China – und eine unbeabsichtigte Straffung der Finanzierungsbedingungen, die einen nachhaltigen Abschwung auslösen könnte.

Die US-Notenbank Fed hebt die Leitzinsen an und schrumpft zugleich ihre aufgeblähte Bilanz. Damit hängt das Wohl und Wehe der US-Wirtschaft künftig stark von der Kreditschöpfung der Banken ab, die durch das Regelwerk Basel III bei der Kreditvergabe stärker eingeschränkt sind als in früheren Jahren, warnt Greenwood. Er befürchtet, dass die Bilanzschrumpfung der Fed das Geld- und Kreditwachstum in den Vereinigten Staaten weiter verlangsamen und dadurch das Wirtschaftswachstum insgesamt bremsen könnte.

Inlandsnachfrage ist wichtiger als Export
Einen echten Handelskrieg zwischen den USA und China mit entsprechend massiven Auswirkungen auf die globale Wirtschaft hält der Invesco-Ökonom für unwahrscheinlich. Ein Zoll- oder Handelskrieg würde darüber hinaus das Handelswachstum zwar dämpfen, aber voraussichtlich nur begrenzte Folgen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts haben – zumindest, solange die Inlandsnachfrage in den großen Volkswirtschaften stabil bleibt.

In der Eurozone rechnet Greenwood im ersten Halbjahr 2018 mit einem weiterhin stabilen Wirtschaftsaufschwung, sieht aber auch Hinweise darauf, dass das Wachstum seinen Zenit erreicht haben könnte, vor allem in Deutschland. Zugleich bleibt das Bankensystem auch in der Eurozone eine Schwachstelle. In mehreren Ländern liegen die Kreditausfallquoten unverändert hoch, im gesamten Euro-Raum zieht die Kreditvergabe nur sehr langsam an. (fp)