Die Risikobereitschaft an den Märkten ist zumindest teilweise zurückgekehrt, doch die Sensibilität gegenüber schlechten Nachrichten bleibt erhöht. Stefan Duderstedt, Investmentchef der Privatbank Merck Finck, rechnet daher für die kommenden Wochen mit weiteren plötzlichen und starken Schwankungen der Märkte. Umso mehr, da die Makrodaten eher durchwachsen bleiben.  

Anlageziele klar abstecken
Investoren empfiehlt er, ein klares Verständnis der eigenen Anlageziele und Risikoneigung zu entwickeln: "Geht es beispielsweise darum, über einen längeren Zeitraum das eingesetzte Kapital zu erhalten und zusätzlich eine ordentliche Rendite einzufahren? Oder geht es auch darum, kurzfristige Schwankungen möglichst zu minimieren, etwa weil in absehbarer Zeit Kapital für bestimmte Zwecke benötigt wird?" Für Anleger, die bei der Anlage ihres Gesamtvermögens eine gewisse Geduld mitbringen, empfiehlt er eine robuste Mischung aus langfristigen strategischen Engagements und selektiven taktischen Investments, die eher auf kurzfristige Trends setzen.

"Im gegenwärtigen Umfeld kann das zum Beispiel bedeuten, im Rahmen der strategischen Vermögensallokation ein hohes und zugleich diversifiziertes Engagement in Aktien beizubehalten und dabei unter anderem auf qualitätsorientierte Einzeltitel zu setzen", so Duderstedt. Auf der taktischen Seite könnten Anleger die Erwartung sinkender Zinsen bei gleichzeitiger Vermeidung einer Rezession nutzen, um ein leichtes Übergewicht von Aktien gegenüber Anleihen zu halten.

Bewertungen sprechen für europäische Aktien
Bei Aktien setzt er auf Europa: "Schaut man detaillierter auf die Vermögensallokation, dann empfiehlt sich angesichts der von uns erwarteten leichten Erholung in der Eurozone und der EZB-Zinssenkungen ein Übergewicht an europäischen Aktien gegenüber US-Aktien – auch aufgrund der attraktiveren Bewertungen in Europa", sagt der Anlagechef. Rohstoffe und Gold bieten sich seiner Meinung nach grundsätzlich als strategische Diversifikation an.

Entscheidend für den dauerhaften Anlageerfolg sei es aber, so Duderstedt, sich auch in turbulenten Zeiten nicht von einer grundsätzlich sinnvollen strategischen Ausrichtung abbringen zu lassen. Zugleich brauche es ausreichend Flexibilität, um kurzfristige Trends taktisch nutzen zu können. Dabei gelte es, zwischen Veränderungen des fundamentalen Umfelds und des Sentiments zu unterscheiden, so Duderstedt: "Marktkorrekturen, die nur ein verändertes Sentiment der Marktteilnehmer spiegeln, sind Momente, in denen Anleger vor allem einen kühlen Kopf und ruhige Hände brauchen." (jh)