Das Kursfeuerwerk des vergangenen Jahres hat die Sorgen vor einer Blase an den Finanzmärkten befeuert. Die Geschichte zeigt allerdings, dass die Aktienkurse gerade am Ende eines Bullenmarktes noch einmal stark steigen können, sagt Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG in München. "In den besten Dekaden hat sich der Wert der US-Aktien im Index S&P 500 vervierfacht", betont er. Seit dem Markttief im Jahr 2009 sind erst gut 250 Prozent Wertsteigerung zu verzeichnen. "Deutlich mehr würde ich für dieses Jahr nicht ausschließen", so Urban.

Am Ende der Rally könnten tatsächlich heftige Übertreibungen stehen, warnt der Vermögensprofi. "Bei etablierten Technologieunternehmen häufen sich schon die spektakulären Kursgewinne gepaart mit hohen Bewertungen", sagt er. Anleger sollten die Lage deshalb differenziert betrachten.

Da sind zum Beispiel Firmen wie Amazon und Netflix, die teuer scheinen, weil ihre Bewertungen nicht durch die Gewinneinschätzungen unterfüttert werden. Dann gibt es Konzerne wie IBM und Apple, die nach traditionellen Maßstäben günstig sind. Und dann gibt es Alphabet und Facebook, die zwar teuer sind, aber über eine enorme Marktmacht und eine entsprechende Ertragskraft verfügen.

Anleger sind immer noch vernünftig
Noch sieht Urban keine Anzeichen für irrationalen Überschwang an den Märkten. "Erst wenn der Normalsparer, getrieben von Medienberichten, auch in die neuen Milliardenvisionäre investieren will, ist die Blase da", sagt er. "Das gab es 1999. So weit sind wir heute noch lange nicht." Das gute Börsenjahrzehnt ist Dank der Niedrigzinspolitik noch nicht zu Ende, ist Urban überzeugt. "Es ist noch nicht zu spät, Aktien zu kaufen, auch wenn die Luft dünner wird." Wenn Qualität und Bewertungen passen, kann man auch jetzt noch einsteigen. (fp)