Für Kornelius Purps, Kapitalmarktstratege bei Antea, steht fest: Nicht nur Bahnbeschäftigte und Buspersonal in Deutschland streiken, auch die Aktienmarkt-Bären scheinen in den Ausstand getreten zu sein. Wie sonst hätte der deutsche Aktienindex Dax zuletzt an sieben aufeinanderfolgenden Tagen ein neues Allzeithoch erreichen können, meint der Experte.

Kursanstieg bei sinkenden Gewinnerwartungen treibt Bewertungen
Denn die Nachrichtenlage für deutsche Aktien sei derzeit alles andere als freundlich, so Purps: "Die deutsche Volkswirtschaft zeigt weiterhin keine Signale eines Aufschwungs, die Gewinnerwartungen für die Dax-Unternehmen gehen zurück, die Kapitalmarktrenditen legen wieder zu." Steigende Kurse bei leicht abfallenden Gewinnerwartungen haben laut Purps sogar zu einem spürbaren Anstieg des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) geführt.

Gestiegen sind zuletzt auch wieder die Kapitalmarktrenditen: Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen notierte zum Jahreswechsel noch bei zwei Prozent, aktuell steht diese fast einen halben Prozentpunkt höher bei mehr als 2,40 Prozent. "Gemeinhin gelten steigende Kapitalmarktrenditen als ein Belastungsfaktor für die Bewertung an den Aktienmärkten", so Purps. 

Anleihenmarkt könnte Entlastung bringen
Seine Erklärung für den Kursanstieg: "Erstens die freundliche Stimmung an den amerikanischen Aktienmärkten. Zweitens die Hoffnung auf eine bessere Gewinnentwicklung der Dax-Unternehmen jenseits des Zwölf-Monats-Horizonts. Und drittens der Sonderfaktor Verteidigungsausgaben." 

Trotzdem könne der Aufschwung robuster sein als viele glauben, so Purps. Sein Szenario: "Die Bewertungen könnten zulegen, wenn die Renditen nicht mehr steigen." Seiner Ansicht nach haben die Kapitalmarktrenditen tatsächlich kaum noch Luft nach oben. Wenn sich auch die Gewinnerwartungen stabilisieren oder sogar zulegen, könnten die Aktienmarkt-Bären noch lange weiter streiken, meint Purps. (jh)