Simon Peters, Anlagestratege bei Algebris Investments, stuft die Bankenbranche aus Investorensicht als sehr chancenreich ein. "Die Gewinne europäischer Banken gehören zu den stärksten am Markt und dürften künftig weiter steigen", schreibt er in einem Marktkommentar. "Der Markt unterschätzt, wie stark die Institute von positiven Zinssätzen profitieren", ist er überzeugt. Es werde mehrere Jahre dauern, bis ihre Bilanzen neu bewertet seien. "Selbst wenn die Zinsen ihren Höchststand erreicht haben, werden die Gewinne wahrscheinlich weiterhin steigen", meint der Algebris-Experte.

Hinzu komme, dass sich in den Bilanzen der europäischen Banken noch beträchtliche, nicht genutzte Rückstellungen aus der Corona-Pandemie befänden. "Darüber hinaus wurden vergangenes Jahr im Vorfeld der stark antizipierten Rezession, die für Ende 2022 erwartet wurde, erhebliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen", ergänzt Peters. Zwar werde die Wirtschaft wohl langsam oder gar nicht wachsen, offensichtlich sei es aber gelungen, eine tiefe und lange Rezession zu vermeiden. "In diesem Jahr werden die enormen Rückstellungen daher zunehmend in die Gewinne der Banken zurückfließen", so der Anlagestratege des Londoner Asset Managers, der seit dem vergangenen Jahr mit einem Vertriebsbüro in der DACH-Region vertreten ist.

Sieben Prozent Dividendenrendite
Peters und seine Kollegen rechnen damit, dass die Banken im Jahr 2023 die höchsten Gewinne seit einem Jahrzehnt erzielen. "Danach sehen wir weiteres Steigerungspotenzial", betont er. Die Dividendenrenditen lägen bei sieben Prozent – Tendenz aufwärts. Hinzu kämen noch Aktienrückkäufe.

Die Branche sei außerdem historisch niedrig bewertet: "Ihre Aktien werden zum Sechsfachen der künftigen Gewinne gehandelt", rechnet Peters vor. "Selbst als es den Instituten nach der globalen Finanzkrise ein Jahrzehnt lang schlecht ging, lag der Durchschnitt eher beim Zehnfachen." (bm)