Dass die Märkte aktuell ein optimistisches Szenario einpreisen, ist offenkundig. Zu optimistisch, sagen die Anlageexperten von Natixis, die für den Strategie-Ausblick der Investmentgruppe befragt wurden. Sie warnen vor geopolitischen Verwerfungen, nachlassendem Konsum und einer hartnäckigen Inflation. Doch sie sagen auch, wo Anleger Chancen nutzen können. 

US-Wahl könnte zu Turbulenzen führen
74 Prozent der Befragten sehen in der US-Präsidentschaftswahl ein mittleres (37 Prozent) oder hohes (37 Prozent) Risiko für die Aktienkurse im zweiten Halbjahr. 60 Prozent sind der Meinung, dass die US-Wahl den Markt eher belasten als unterstützen wird. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der befragten Experten macht sich zudem Sorgen über die "Politisierung" der US-Notenbank Fed bei Entscheidungen über Zinssenkungen.

Obwohl die Inflation im ersten Halbjahr weiter nachgelassen hat, sehen die Strategen sie immer noch als potenzielles Risiko für die Finanzmärkte. 77 Prozent sind besorgt, dass die Zinsen länger auf einem höheren Niveau bleiben werden. Nur ein Drittel der befragten Experten (37 Prozent) glaubt, dass die Fed in diesem Jahr noch zwei Mal die Leitzinsen senken wird.

Experten sehen bei Aktien die USA vor Europa
Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten gehen davon aus, dass der US-Aktienmarkt in der zweiten Jahreshälfte das beste Renditepotenzial für Anleger bieten wird, während das nur drei Prozent von Europa erwarten. Zwei Drittel (67 Prozent) sind zudem der Meinung, dass Growth-Aktien besser abschneiden werden als Value-Aktien; und 73 Prozent glauben, dass große Unternehmen den kleinen Unternehmen an der Börse überlegen sein werden. Mit 60 Prozent meint die Mehrheit, dass der IT-Sektor in der zweiten Jahreshälfte in den USA die beste Performance erzielen wird. In Europa sehen die Experten den Finanzsektor vorne (20 Prozent), gefolgt von Gesundheitsaktien (17 Prozent).

Mabrouk Chetouane, Leiter der globalen Marktstrategie bei Natixis IM, sagt: "Die Strategen sind sich sicher, dass die US-Märkte auch in der zweiten Jahreshälfte die Richtung vorgeben werden." Investoren sollten seiner Meinung nach aber damit rechnen, in der zweiten Jahreshälfte weiterhin mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert zu werden, die unter anderem von der Politik, geopolitischen Spannungen und den hohen Zinsen ausgehen. (jh)