"Es wäre falsch, Kryptowährungen regulieren zu wollen – das würde nicht funktionieren", sagt Gilbert Fridgen, Professor für Wirtschaftsinformatik und nachhaltiges IT-Management an der Universität Bayreuth sowie Gründer und einer der Leiter des Blockchain-Labors am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik in Sankt Augustin. "Besser wäre, die Europäische Zentralbank würde selbst eine Kryptowährung schaffen, den Kryptoeuro, dessen Kurs dem des Euro entspricht", so der Experte im Gespräch mit Spektrum.de.

Die Regulierung von Internettechnologien sei immer ein Wettrennen. Es gebe zu viele Möglichkeiten, sie technisch zu umgehen. "Bei MP3s haben wir erlebt, wie die Plattenindustrie lange vergeblich versucht hat, sich juristisch gegen Filesharing zu wehren. An Bedeutung hat Filesharing aber erst mit dem Aufkommen legaler Alternativen wie iTunes oder Spotify verloren", erklärt Fridgen. Auch bei der Blockchain könnte man versuchen, eine technische Innovation durch Gesetzgebung in Deutschland aufzuhalten. "Die Innovation fände dann eben im Ausland statt – und in ein paar Jahren hätten wir die Lösung so oder so."

"Kryptoeuro wäre im Gegensatz zu Bitcoin demokratisch legitimiert"
"Oder aber wir bieten eine legale Alternative, die den meisten Nutzern eigentlich ohnehin lieber wäre", rät der IT-Professor. Ein Kryptoeuro wäre dabei nicht wirklich vergleichbar mit einer Kryptowährung wie dem Bitcoin. "Im Gegensatz zum Bitcoin würde er ja weiterhin zentral herausgegeben und damit demokratisch legitimiert. Ein Kryptoeuro wäre eher vergleichbar mit einer digitalen Druckerpresse: Die Europäische Zentralbank würde einfach einen Teil der neuen Euros nicht auf Papier drucken, sondern in die Blockchain", so Fridgen abschließend. (mb)