Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das weltweite Wachstum im nächsten Jahr auf 2,7 Prozent gesenkt – nach einer Vorhersage von 2,9 Prozent im Juli und 3,8 Prozent im Januar. Zudem sehen die IWF-Ökonomen sogar eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sich das Wachstum 2023 auf unter zwei Prozent verlangsamen wird. Für 2022 erwarten die Experten, wie schon im Juli, ein Weltwirtschaftswachstum von 3,2 Prozent.

Das Risiko politischer Fehleinschätzungen habe stark zugenommen, da das Wachstum fragil bleibe und die Märkte Anzeichen von Stress zeigten, so der IWF in seinem Jahresbericht. Etwa ein Drittel der Weltwirtschaft droht demnach im nächsten Jahr zu schrumpfen.

Düstere Prognose für Deutschland
Die Wirtschaft des Euroraums wird nach Ansicht der Experten im kommenden Jahr nur um 0,5 Prozent wachsen. Für Deutschland sagt der IWF für 2023 nun sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent voraus. Im Juli hatten die Ökonomen für Deutschland noch ein Wachstum von 0,8 Prozent im nächsten Jahr erwartet.

Sieht man von der beispiellosen Verlangsamung 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ab, wäre 2023 damit das global schwächste Jahr seit der Finanzkrise 2009. "Das Schlimmste steht uns noch bevor, und für viele Menschen wird sich das Jahr 2023 wie eine Rezession anfühlen", sagt IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. "Während sich die Gewitterwolken zusammenziehen, müssen die politischen Entscheidungsträger eine ruhige Hand bewahren."

Risiken für die Finanzstabilität
Das Risiko eines Zusammenbruchs des Weltfinanzsystems ist nach Einschätzung des IWF so hoch wie zuletzt während der Finanzkrise, da die Weltwirtschaft mit den Nachwehen der Corona-Pandemie und der russischen Invasion in der Ukraine zu kämpfen hat. Die Experten warnten vor der Gefahr eines raschen, ungeordneten Preisverfalls bei Aktien und anderen Vermögenswerten und forderten die Notenbanken auf, ihre notwendigen Anstrengungen zur Eindämmung der galoppierenden Inflation sorgfältig abzustimmen und klar zu definieren. "Das globale Umfeld ist fragil", sagt IWF-Finanzvolkswirt Tobias Adrian. "Die Risiken für die Finanzstabilität haben zugenommen, und die Risiken tendieren alles in allem zum Schlechteren." (ohm/Bloomberg)