Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten politische Konflikte wie der Handelsstreit zwischen den USA und China für hohe Marktschwankungen gesorgt. Noch im Januar sah es so aus, als hätten sich Investoren an diese Stör-Dauerfeuer gewöhnt. Der Dax jedenfalls kletterte trotz allem auf ein neues Allzeithoch von 13.615 Punkten. Ende Februar erreichte dann das Coronavirus Europa und damit auch die europäischen Börsen, und mit der Gelassenheit war es erst einmal vorbei. Der deutsche Leitindex stürzte auf fast 8.000 Punkte, Anleger verfielen in Panik. Mittlerweile haben sich die Aktienkurse wieder etwas stabilisiert, Investoren atmen durch. Doch was kommt als nächstes?

Giorgio Caputo, Fondsmanager bei J O Hambro Capital Management, sieht momentan eine neue Ära heruafziehen. Eine Ära, in der sich Anleger an Marktverwerfungen gewöhnen sollten. "Die Markttreiber sind heute nicht mehr fundamental, sondern quantitativ gesteuerte Zahlungsströme", sagt er. Investitionsentscheidungen werden nicht mehr unbedingt von Anlagemanagern aus Fleisch und Blut getroffen, sondern immer häufiger von rechnergesteuerten Algorithmen. Sobald diese ein Risiko erkennen, ziehen sie automatisch Geld ab. "Die Liquidität, die diese automatisierten Marktakteure schaffen, kann somit rasch wieder verschwinden, wenn die Volatilität zunimmt. Schnelle kurzfristige Verwerfungen, auch in hochwertigen Vermögenswerten, können die Konsequenz sein", fasst Caputo zusammen.

Die richtige Krisenstrategie
Investoren sollten sich in dieser neuen Realität auf Unternehmen konzentrieren, die langfristig Potenzial haben, rät der Anlageprofi. "Marktverzerrungen strafen meist ungerechtfertigt gesamte Anlageklassen ab. Wir reagieren daher nicht auf jede Schwankung und investieren in Aktien oder festverzinsliche Titel, die langfristig Value – also Mehrwert – bieten", erklärt er.

Caputo empfiehlt, sich auf drei Faktoren zu konzentrieren: Verzerrungen bei hochwertigen Unternehmensanleihen, attraktive Preise bei qualitativ hochwertigen Titeln und Unternehmen, die hohe Marktanteile in ihren Branchen sowie starke Bilanzen aufweisen und deren Geschäft nur vorübergehend von der Krise beeinträchtigt ist. "In den nächsten drei bis fünf Jahren werden sich mit der Marktvolatilität auch weitere attraktive Kaufgelegenheiten am Markt abzeichnen", so der Fondsmanager. (fp)