Wachstumswerte sind an der Börse beliebt wie nie. Investoren sollten aber vorsichtig sein: Der Markt könnte bereits zu heiß gelaufen sein. "An den europäischen Aktienmärkten hat sich eine Growth-Blase gebildet, die das Ausmaß der Dotcom-Blase von 1999 noch übersteigt", sind James Lowen und Clive Beagles überzeugt, die bei J O Hambro den JOHCM UK Equity Income Fund managen. Ihrer Meinung nach hat der Mega-Wachstumszyklus nach der globalen Finanzkrise von 2008 die Bewertungen von Growth-Titeln auf ein extremes Niveau gehoben.

Value-Titel dagegen seien derzeit extrem günstig bewertet. Das zeige der Vergleich zwischen dem MSCI Europe Growth und dem MSCI Europe Value Index: "Relativ betrachtet ist der Performance-Abstand zwischen den beiden Indizes höher als zu Dotcom-Zeiten", schreiben die Portfoliomanager in ihrem aktuellen Marktkommentar. Eine Analyse einzelner Value- und Growth-Kennzahlen bestätige dieses Bild. "Klassische Value-Faktoren wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Dividendenrendite und Unternehmenswert sind aus der Mode gekommen."

Gegenwind für Value-Investoren
Im Gegensatz dazu markieren die Bewertungen von Growth-Faktoren wie Qualität, Wachstum, Dynamik und Low Volatility derzeit Höchststände. "Die Daten zeichnen das Bild eines polarisierenden Marktes, in dem einerseits Value-Faktoren und -Titel bei Anlegern noch nie so unbeliebt und in dem andererseits die Nachfrage nach Growth-Faktoren und -Titeln fast nie so groß war wie heute", so die Anlageprofis.

Seit dem Frühjahr 2018 habe sich der Gegenwind für Value-Investoren verschärft. "Die Märkte scheinen einzig und allein durch die Ertragsdynamik bestimmt", schreiben Lowen und Beagles. Das aber könne sich bald empfindlich rächen. (fp)