Weil sich die US-Wirtschaft robust entwickelt, könnte die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr ein Ende ihrer lockeren Geldpolitik einleiten, meint Alessandro Bee, Ökonom der Bank J. Safra Sarasin. "Der Beginn des Tapering dürfte im vierten Quartal nur eine Frage der Zeit sein." Der US-Wirtschaft komme zugute, dass die Belastung durch Einsparungen im Staatshaushalt – den so genannten Sequester – im dritten Quartal ihren Zenit überschritten hat. "Das verschafft den US-Haushalten im vierten Quartal auf der Einkommensseite Luft", sagt Bee. Die Aussichten für die kommenden Monate seien deshalb intakt.

Trotzdem werde die Fed weiterhin bemüht sein, die Zinsentwicklung im Zaum zu halten, meint der Sarasin-Ökonom. "Das Wachstum in den letzten Quartalen wurde durch zinssensitive Sektoren wie zum Beispiel den Immobilienmarkt getragen." Um die Renditeerwartung der Investoren zu dämpfen, brauche es eine weitere Präzisierung der Forward Guidance der Fed. Diese besagt heute, dass ein erster Zinsschritt erst in Frage kommt, wenn die Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent gefallen ist. Allerdings habe Bernanke zuletzt betont, dass die Fed noch geraume Zeit mit einem Zinsanstieg warten könne, nachdem die 6,5-Prozent-Marke unterschritten wurde, gibt Bee zu bedenken.

Tapering-Signale verstärken sich
Seit Mai sind die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen um rund 140 Basispunkte auf ein Niveau von zwischenzeitlich drei Prozent gestiegen. Es seien in den USA aber noch keine Auswirkungen dieser Zinserhöhungen auf das wirtschaftliche Umfeld auszumachen, sagt Bee. "Nach nur knapp drei Monaten ist es auch zu früh, um beurteilen zu können, inwiefern der Zinsanstieg die Realwirtschaft tangiert. Aber selbst Stimmungsindikatoren scheinen bisher noch keinen grossen Schaden genommen zu haben." Auch auf dem Häusermarkt sei noch keine Eintrübung des Klimas festzustellen.

Am gestrigen Montag hatten sich die Signale hochrangiger US-Notenbanker verstärkt, dass ein Beginn des Tapering noch in diesem Jahr möglich ist. Sollte sich die Konjunktur weiter erholen, könne die Fed wie ursprünglich geplant noch 2013 beginnen, die Anleihekäufe zu drosseln, sagte der Präsident der New Yorker Fed, William Dudley. (mb)