Inzwischen vergeht kein Tag ohne Warnungen vor einem Ende des Bullenmarktes bei Anleihen. Strenggenommen befindet sich der Markt bereits seit 18 Monaten in einer Art Baisse, sagt Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income bei Janus Henderson Investors. Denn seit Sommer 2016 steigen die Renditen von Staatsanleihen aus Industriestaaten wieder. "Die Bedeutung dieses Augenblicks blieb von den meisten Anlegern jedoch unbemerkt, weil Staatsanleihen sowohl 2016 als auch 2017 positive Gesamterträge abwarfen", sagt Cielinski.

Ein klassischer Bärenmarkt sieht anders aus, sagt der Anleihespezialist. Mit einem steilen Renditeanstieg rechnet er auch in der kommenden Zeit nicht: Zwar dürften zyklische Kräfte die Zinsen in die Höhe treiben. "Starke strukturelle Faktoren werden ihren Anstieg aber im Zaum halten und verhindern, dass sie auf Vorkrisenniveaus zurückkehren." Damit sich die Gleichgewichtsrenditen in Richtung 3,5 Prozent bewegen, müssten Lohninflation oder Kreditvergabe spürbar anziehen.

Linker ins Auge fassen
Auch wenn man nicht von einem Bärenmarkt sprechen kann, müssen Rentenanleger doch mit kräftigem Gegenwind rechnen. Sie sollten deshalb flexibel bleiben, rät Cielinski. "Dass viele althergebrachte Anlageregeln nicht mehr gelten, stellt Anleger vor große Herausforderungen." Sie könnten etwa auf Benchmark-unabhängige Strategien ausweichen, die auf laufende Verträge oder ein niedriges Zinsänderungsrisiko abzielen. Auch variabel verzinste oder inflationsgeschützte Anleihen können jetzt eine gute Beimischung sein, sagt der Experte. (fp)