Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den großen Industrieländern nehmen zu, heißt es beim Vermögensverwalter Janus Capital. Während die US-Wirtschaft nach dem unerwartet schwachen ersten Quartal wieder auf Erholungskurs sei, drohe der Konjunktur in Japan zunehmend Gegenwind, sagt Gibson Smith, Chief Investment Officer (CIO) bei Janus Capital. Stimmungsumfragen und Äußerungen von US-Managern lassen darauf schließen, dass sich die wirtschaftliche Aktivität in den USA wieder deutlich belebe, so Smith. Das werde sich früher oder später in den Zahlen für den Immobilienmarkt, den industriellen Sektor und den Arbeitsmarktdaten niederschlagen.

Erst kürzlich hatten große US-Autokonzerne wie Chrysler und General Motors ihre Umsatzziele nach oben angepasst. "Der private Konsum ist zu einer verlässlichen Konjunkturstütze geworden", sagt Smith. Weil es immer mehr neue Jobs gebe, erwartet er künftig weiterhin stabile Ausgaben der privaten Verbraucher. Die US-Arbeitslosenquote werde um die Marke von 6,5 Prozent pendeln. Parallel zur konjunkturellen Belebung sei die Inflation in den USA in den vergangen Monaten zwar gestiegen. Smith sieht das allerdings nicht als Warnsignal: "Der Consumer Price Index lag im ersten Quartal bei zwei Prozent und damit auf der von der US-Notenbank angepeilten Zielmarke." Es handle sich also eher um eine Normalisierung des Preissteigerungstempos als um einen Inflationsschub.

Japanischer Aufschwung wird nicht von Dauer sein
Der Aufschwung in Japan indes werde vielleicht nicht von Dauer sein, sagt Smith. Die Stimmungslage in der japanischen Wirtschaft sei viel uneinheitlicher als in den USA, wenngleich die Konjunkturentwicklung in Japan im ersten Quartal sehr robust verlaufen sei. Doch ein großer Teil dieses Wachstums basiere auf "Vorzieheffekten" wegen der im April durch die Regierung erhöhten Verbrauchssteuern. "Dies sehen wir als eine Belastung", sagt Smith. Er geht daher davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in Japan im zweiten Quartal erheblich verlangsamt hat. Zudem sei nicht ausgeschlossen, dass die japanische Regierung die im April von fünf auf acht Prozent erhöhten Verbrauchssteuern 2015 in einem zweiten Schritt auf zehn Prozent erhöhen könnte. Alles in allem teilt er die Einschätzung vieler japanischer Unternehmen und beurteilt die wirtschaftlichen Aussichten des Landes als "sehr gemischt." (cf)