Der Tag nach dem Brexit-Referendum wird in jedem Fall ein Jubeltag für Renditesucher sein, unabhängig vom Ergebnis der britischen Volksabstimmung. Dieser Ansicht ist Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG. "Auch die Tage nach dem 11. September 2001 waren Kauftage", erinnert sich Ehrhardt. Und Aktien seien im Verhältnis zu Anleihen "mit ihren absurden Negativzinsen" derzeit attraktiv bewertet. Es sei daher denkbar, dass die Börsenkurse steigen, sobald die Tatsachen auf dem Tisch liegen.

Zudem dürfte nach einem Brexit überhaupt nichts gegen Großbritannien beschlossen werden, erwartet Ehrhardt. Im Gegenteil: Das Land dürfte die gleichen Handelsvorteile genießen wie bisher – so wie auch das Nicht-EU-Mitglied Norwegen. "Die Bank von England dürfte den Zins bei einem Brexit senken, was positiv für Anleger wäre", sagt Ehrhardt. Anleger sollten deshalb jetzt nicht zu den gedrückten Kursen verkaufen.

Großbritannien steht besser da als die Eurozone
Als Großbritannien sich entschloss, beim Euro-Projekt nicht mitzumachen, sagte man dem Land ein Wirtschaftsdesaster und das Ende des Londoner Finanzplatzes voraus. Man nahm an, dass die Unternehmen von London nach Paris oder Frankfurt abwandern würden. "Genau das Gegenteil dieser Prognose passierte", sagt Ehrhardt: Großbritannien sei seit der Euro-Einführung wirtschhaftlich stärker gewachsen als die Euro-Zone. Inzwischen hat das Land Italien und Frankreich beim Bruttosozialprodukt pro Kopf überholt. Auch seit der Finanzkrise hat die britische Konjunktur in den vergangenen Jahren mit über zwei Prozent viermal so stark zugelegt wie die Euro-Zone mit durchschnittlich 0,5 Prozent. (fp)