In den vergangenen Monaten hat sich eine rasante Preisrally bei der Kryptowährung Bitcoin entwickelt – manch einer bewertet das Phänomen als Spekulationsblase historischen Ausmaßes. Zu den Skeptikern zählt Jens Ehrhardt: "Bitcoin dürfte die größte spekulative Blase aller Zeiten sein. Man hat den Eindruck, dass es sich hier um ein gigantisches Kettenbrief-System handelt, das nur möglich wurde, weil die Notenbanken international eine noch nie da gewesene Liquiditätswelle auslösten", sagt der Gründer und Vorsitzende des Vorstands des Vermögensverwalters DJE Kapital im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Auch am US-Aktienmarkt könne man hier und da "tatsächlich viele rote Fahnen sehen", die auf eine Überbewertung hindeuten, so Ehrhardt. 

Zu den Warnsignalen gehört neben der Bitcoin-Rally seiner Einschätzung nach die Kursexplosion der Tesla-Aktie. "Die geringe Zahl von Verkaufsoptionen in den USA könnte ein weiteres Zeichen für Sorglosigkeit sein, ebenso die niedrigen Barquoten der Fondsmanager", sagt Ehrhardt. Rein markttechnisch sehe es eher gefährlich aus.

Trotzdem rechnet Ehrhardt nicht damit, dass die Börsenrally abrupt endet. Das sei in der Vergangenheit vor allem dann passiert, wenn die Notenbanken die Zinsen erhöhten, weil die Inflation stieg, oder wenn sie etwas weniger Gas gaben. "Das sehe ich vorläufig nicht. Deshalb kann die Spekulation auch noch zunehmen", sagt Ehrhardt gegenüber dem "Handelsblatt". Einen zweiten Dotcom-Crash wie zur Jahrtausendwende hält Ehrhardt für relativ ausgeschlossen: "Damals waren die US-Zinsen bei sechs Prozent. Das ist der Unterschied. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse können weiter steigen."

Hohe Ziele für den Dax
Während Börsenskeptiker auch die Turbulenzen um die Titel des Videohändlers Gamestop als Zeichen für einen heiß gelaufenen Aktienmarkt deuten, kann Ehrhardt der Entwicklung auch etwas Positives abgewinnen: "Mehr Menschen interessieren sich für die Börse". Trotz der unruhigen Börsenentwicklung rechnet der Vermögensexperte weiterhin damit, dass der Dax in diesem Jahr die 16.000-Punkte-Marke erreicht.

Zu Gold äußert sich der bekennende Fan aktuell zurückhaltender: "Es sind noch zu viele Optimisten in diesem Markt." Bis vor einigen Monaten sei die Nachfrage vor allem von börsengehandelten Goldfonds getrieben worden, also von Finanzinvestoren. "Und die wechselten dann vom Gold teilweise wieder zurück an die gut laufenden Aktienmärkte. Der Optimismus für das Metall sinkt zwar langsam, ich erkenne aber noch kein Kaufsignal." (fp)