Anleger stehen vor einer Herausforderung: Sie müssen ihr Portfolio krisenfest machen, ohne dabei eine mögliche Rally zum Ende des laufenden Konjunkturzyklus zu verpassen. Wie wichtig eine defensive Portfolio-Komponente ist, hat sich in der letzten Finanzkrise gezeigt, sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Ein reines globales Aktienportfolio hat damals in der Spitze fast die Hälfte an Wert eingebüßt. Anleger mussten mehr als fünfeinhalb Jahre warten, bis die Verluste wettgemacht waren.

Wer dagegen in der Finanzkrise 2008/2009 ein gemischtes Portfolio aus 60 Prozent globalen Aktien und 40 Prozent globalen Anleihen hatte, konnte die Verluste bereits nach dreieinhalb Jahren ausgleichen. "Ein Mix aus 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Anleihen war sogar schon nach 2,5 Jahren wieder im Plus", berichtet Galler.

Value-Aktien und Large Caps spielen Stärken aus
Die traditionellen Methoden der Portfoliostabilisierung funktionieren indes nicht mehr so gut wie früher, sagt der Stratege. So sind etwa Unternehmensanleihen wegen der steigenden Verschuldung nicht mehr so defensiv wie in früheren Zyklen. Auch sichere Staatsanleihen sind kein gutes Absicherungsinstrument mehr, weil sie wegen der Niedrigzinsen keinen ausreichenden Sicherheitspuffer mehr bieten.

Statt mit Anleihen können Anleger ihr Portfolio mit einem höheren Anteil an Qualitätsaktien defensiver ausrichten, sagt Galler. "Unternehmen mit relativ niedriger Verschuldung bei gleichzeitig hoher Rentabilität sind im Abschwung üblicherweise stabiler als zyklische Unternehmen." Auch Value-Aktien dürften ihre defensiveren Qualitäten nun stärker ausspielen. Nicht zuletzt sollten Anleger auf die Marktkapitalisierung achten: Kleine Unternehmen sind konjunktursensibler als große. Wer sich defensiver aufstellen will, sollte Standardwerte vorziehen. (fp)