Die Experten des Fondsanbieter J.P. Morgan Asset Management sind überzeugt: Die Wirtschaft steht erst am Anfang des Übergangs von einer ultralockeren Geldpolitik hin zu größeren fiskalpolitischen Anreizen. "Zwar ist die wirtschaftliche Erholung seit der Finanzkrise schon weit fortgeschritten. Aber sie ist noch lange nicht an ihrem Ende angelangt", sagt Robert Michele, CIO bei J.P. Morgan AM. Die Zentralbanken werden noch viel Zeit brauchen, um dem System Liquidität zu entziehen.

Die US-Notenbank Fed braucht bis zur vollständigen Normalisierung ihrer Geldpolitik rund eine Dekade, schätzt Michele – nicht zuletzt zum Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England haben mit dem Normalisierungsprozess noch nicht einmal begonnen, auch die Bank of Japan ist von einem solchen Schritt noch weit entfernt. Kommt die geldpolitische Normalisierung in Gang, wird sie voraussichtlich langsam und graduell vonstatten gehen und damit von den Märkten gut zu verdauen sein.

Alle ziehen an einem Strang
In den USA erwartet Michele bis Jahresende drei weitere Zinserhöhungen. Bis andere Notenbanken nachziehen, könnte es nicht mehr lange dauern. Die Weltwirtschaft scheint inzwischen auf einem soliden Wachstumspfad. "Die Fed scheint die Sache nicht länger im Alleingang anzugehen", sagt der Experte. "Zentralbanken rund um die Welt beginnen damit, ihre extrem lockere Haltung zu korrigieren, und setzen auf Wachstum, Inflation, höhere Kreditqualität und mehr Konsum. Wir stehen am Beginn eines Umschwungs von Geld- hin zu Fiskalpolitik."

In der Vergangenheit hatten Anleger befürchtet, dass ein Alleingang der US-Notenbank zu einer größeren geldpolitischen Divergenz führen, den US-Dollar erstarken lassen und damit das globale Wirtschaftswachstum bremsen könnte. Bei einer weltweit koordinierten Politik ist das weniger wahrscheinlich. Allerdings könnten protektionistische Tendenzen das Wachstum doch noch bremsen. (fp)