Für die Finanzmärkte war der 9. März ein rabenschwarzer Tag: Rund um den Globus brachen am Montag die Aktienkurse ein. Investoren reagieren panisch – DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen dagegen sieht wenig Grund zur Sorge. "Was am Montag passiert ist, ist eine technische Marktreaktion", sagt er im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Mit einer verschlechterten fundamentalen Lage habe der Kurskollaps nichts zu tun. "Es gibt im Markt viele professionelle Anleger, die ihre Portfolios nach quantitativen Kriterien steuern. Geht der Markt runter, müssen sie verkaufen", präzisiert Kaldemorgen. Hinzu kämen passive Fonds, die immer dann verkaufen müssten, wenn sie Rückflüsse aufweisen – ohne auf den Preis zu achten.

Den von einigen Beobachtern herangezogenen Vergleich mit der Situation zu Zeiten der Finanzkrise im Jahr 2008/9 hält Kaldemorgen für absurd: "In der Finanzkrise ging es um strukturelle Probleme der Finanzmärkte. In der Situation war die Lage sehr viel ernster." Das Finanzsystem habe vor dem Zusammenbruch gestanden und nur mit sehr viel Geld von Staaten und Notenbanken überhaupt gerettet werden können. "Die Banken hatten unfassbar niedrige Eigenkapitalquoten, die mittlerweile deutlich verbessert worden sind", erläutert der DWS-Profi einen wesentlichen Unterschied zu damals.

Entsprechend sei das Beste, was Anleger nun tun können, die Zähne zusammenzubeißen – oder mutig zuzukaufen. "Da bietet sich derzeit die eine oder andere gute Gelegenheit. Damit sollte man auch nicht allzu lange warten", sagt der Anlageprofi. Interessant findet er derzeit vor allem großkapitalisierte Blue Chips. Auch europäische Dividenden-Aktien hätten in den vergangenen Tagen an Attraktivität gewonnen.

Starke Nachholeffekte
Kaldemorgen hält es für unwahrscheinlich, dass die Corona-Krise bis Jahresende anhalten wird. "Wenn alles gut geht, ist Corona spätestens Ende des zweiten Quartals so weit unter Kontrolle, dass die Infektionsraten zurückgehen", schätzt er. Nachholeffekte an den Märkten könnten allerdings schon früher einsetzen.

Diese sollten Anleger nicht unterschätzen: "So scheu das Kapital manchmal auch ist, so gierig wird es, wenn die wirtschaftlichen Vorzeichen wieder ins Plus drehen." Alle, die jetzt geflohen sind, würden dann auch wieder zurückkommen. Trotz des schwarzen Montags könne 2020 demnach noch ein gutes Börsenjahr werden. (fp/ps)