Gerade erst haben Starmanager Klaus Kaldemorgen und sein Kollege Christoph Schmidt die Aktienquote ihres Mischfonds DWS Concept Kaldemorgen auf unter 40 Prozent gesenkt. Der Grund dafür ist aber nicht etwa, dass die beiden Investmentprofis eine heftige Marktkorrektur erwarten, erklärten sie im Interview mit der "Börsen-Zeitung". Vielmehr sehen sie derzeit recht gute Alternativen.

"Das Potenzial nach oben ist aktuell an den Aktienmärkten sicherlich begrenzt", so Kaldemorgen. Ob es zu einer Korrektur kommt, hänge sehr stark davon ab, ob es Entwicklungen gebe, die für eine Überraschung bei den Marktteilnehmern sorgen. "Wir haben ja gewisse Ertrags- oder Risikoerwartungen für die unterschiedlichen Assetklassen", sagte Schmidt. "Wenn man für den Aktienmarkt die gleiche Renditeerwartung hat wie für kurzlaufende Anleihen, dann kaufe ich lieber die kurzlaufenden Anleihen, weil sie einen besseren risikoadjustierten Ertrag bieten", erläuterte er.

Keine nachhaltige Entspannung
Vor der Woche der Notenbank-Sitzungen erwartet Klaus Kaldemorgen keine nachhaltige Entspannung an der Inflationsfront. "Wir glauben, dass die Inflationsrate auf Sicht auf einem höheren Niveau bleiben wird", sagte er. Seiner Ansicht nach wird sie auch nicht wieder auf die Zielmarke der Währungshüter von zwei Prozent fallen. Das hänge mit strukturellen Faktoren wie der Umstellung auf alternative Energien sowie der Diversifizierung der Importe aus China zusammen. "Die Inflation wird 'sticky' sein, also hartnäckig auf dem Niveau von drei bis vier Prozent verharren", ist Kaldemorgen überzeugt. 

Es komme nicht darauf an, ob die Zentralbanken jetzt noch ein oder zwei Mal erhöhten. "Was man diskutieren muss, ist, wann fangen die Notenbanken an, wieder zu senken", so der DWS-Mann. In diesem Punkt seien die Märkte zu optimistisch. Daher ist für Kaldemorgen am Bondmarkt auch das kurze Ende interessant: "Für uns sind Kurzläufer sowohl in Deutschland als auch in den USA attraktiv, die Langläufer würde ich nicht anrühren. Ich bin der Meinung: Die Renditen sind hier zu niedrig", sagte er der "Börsen-Zeitung". 

Kein Selbstläufer
Als der DWS Concept Kaldemorgen 2011 aufgelegt wurde, hätte er nicht mit einem so großen Erfolg gerechnet, berichtete der renommierte Portfoliomanager. "So ein Fonds ist am Anfang kein Selbstläufer. Man muss erst einmal einen Leistungsnachweis erbringen", sagte er. Das sei nach drei Jahren zum ersten Mal gelungen. Heute versuchen er und Schmidt, den Fonds möglichst risikoarm aufzustellen, ohne auf Aktien zu verzichten. 

"Wir möchten schon mit einer Grundposition von 30 Prozent bis 35 Prozent in Aktien investiert sein", erklärte Kaldemorgen. Im Wesentlichen setzt der DWS Concept Kaldemorgen auf Titel aus den USA, Europa und Japan. Auch unter den zehn Top-Positionen ist Kaldemorgen eine ordentliche Diversifikation wichtig. Daher gehören Titel wie Microsoft und Alphabet, aber auch Eon, Axa und Bayer dazu. 

Nach dem 70. Geburtstag
Und wie geht es mit dem DWS Concept Kaldemorgen weiter? Immerhin wird sein Namensgeber in diesem Jahr 70 Jahre alt. Auf die Frage, ob er den Fonds auch über seinen runden Geburtstag hinaus managen wird, sagte Kaldemorgen der "Börsen-Zeitung": "Ich werde dem Team weiter verbunden bleiben, die Funktion wird sich im Zeitablauf ändern." Den Fonds möchte er auch in Zukunft auf der strategischen Seite begleiten. (am)