Anders als von vielen Investoren angenommen ermöglichen Renten-ETFs keine günstige Partizipation an den Anleihemärkten, heißt es vom Fondsanbieter Kames Capital. Einige der beliebtesten Indexfonds würden sich nicht einmal darum bemühen, den von Anlegern vermuteten Index nachzubilden, sagt David Ennett, Leiter des High-Yield-Teams. In den vergangenen zwölf Monaten ist zwar viel Anlegergeld in Anleihe-ETFs geflossen. Nach Ansicht des Fondsmanagers wissen Investoren aber möglicherweise gar nicht genau, was sie da überhaupt kaufen – und wie die ETFs gemessen an den eigenen Benchmarks abschneiden.

"Den Anlegern scheint das wahre Wesen von Anleihe-ETFs nicht ganz klar zu sein", sagt Ennett. Sie gingen davon aus, dass ihnen Renten-ETFs eine günstige Marktteilnahme ermöglichen. In Wahrheit sei das aber nicht der Fall. "Rentenindizes bestehen aus Tausenden von Indexwerten, sodass eine wirklich vollständige Nachbildung des Marktes unmöglich ist", sagt Ennett. Beim Versuch, den Index zu kopieren, würden auch bei passiven Fonds hohe Handelskosten anfallen, die die Renditen aufzehren. Diese Kosten sind nach Ansicht des Fondsmanagers deutlich höher, als die niedrigen Managementgebühren suggerieren. "Ohne erfahrene Manager am Steuer können ETFs in Phasen von Marktstress angesichts der Liquidität im Hochzinsbereich mit erheblichen Abweichungen gegenüber ihrem Nettoinventarwert gehandelt werden", so Ennett.

ETFs scheitern an eigener Benchmark
Viele passive Fonds bemühten sich nicht einmal, den Markt exakt nachzubilden. Als Beispiel führt Ennetts Kollege Jack Holmes den "iShares $ High Yield Corp Bond ETF" an. Dieser verwendet als Referenzindex den iBoxx $ Liquid High Yield Index, der einen Teilbereich des Hochzinsuniversums abdeckt. "Die Zahl der Bonds in diesem Segment ist mit 1000 nur etwa halb so hoch wie am USD-Hochzinsmarkt, der etwa 2000 Titel zählt. Gleichzeitig unterscheidet er sich mit Blick auf die Ausrichtung auf bestimmte Ratings, Sektoren und Länder", sagt Holmes.

Diese Unterschiede würden vor allem dann deutlich, wenn man die Wertentwicklung des Index mit der Performance des Gesamtmarktes vergleicht. "Abgesehen davon, dass der ETF nicht das nachbildet, was Anleger vermuten, scheitert er auch an seiner eigenen Benchmark", kritisiert Holmes. (fp)