Der Vermögensverwalter Kames Capital aus Edinburgh warnt vor dem Einsatz passiver Produkte bei Firmenbonds. Die Marktbedingungen seien derzeit äußerst ungünstig für regelbasierte Strategien, sagt Fondsmanager Stephen Snowden.

Erstens sorge derzeit nicht nur ein möglicher Zinsanstieg in den USA und in Großbritannien für beträchtliche Abwärtsrisiken bei den Kursen von Unternehmensanleihen. Das Zinsrisiko sei zuletzt stark angestiegen, vor allem wegen der großen Zahl an Neuemissionen mit niedrigen Coupons, die die zugrundeliegenden Corporote-Bond-Indizes immer stärker dominieren.

Zweitens ist laut Snowden in den vergangenen Jahren die Liquidität im Unternehmensanleihemarkt förmlich versiegt. Viele der in den Benchmarks enthaltenen Anleihen seien nicht täglich handelbar. "Wenn am Markt eine Phase der Rücknahmen beginnt, könnte es für ETFs, die nicht schon vorab für eine Allokation zugunsten liquider Anlagen gesorgt haben, problematisch werden", warnt Snowden. Aktive Manager, die nicht unbedingt die breite Marktentwicklung nachzeichnen und verkaufen müssen, auch um Rücknahmeanträge von Anlegern ausführen zu können, könnten schlechte Geldkurse eher ablehnen.

Teurer Einkauf, billiger Verkauf
Drittens seien Anleihe-ETFs regelmäßig prozyklisch unterwegs. Insbesondere steigt in Renten-Indizes regelmäßig das Gewicht solcher Unternehme, die mehr Anleihen begeben als ihre Wettbewerber. Höhere Verschuldung wird kurioser Weise also sogar durch Zukäufe der Index-Tracker belohnt.

Im Vorfeld der Finanzkrise habe sich bereits gezeigt, wie riskant diese Eigenart von Anleihe-Indexfonds sein könne. Damals hatten Banken in immer größerer Zahl Anleihen ausgegeben. "Als die Ratingagenturen diese Anleihen herabstuften und die Kurse in den Keller gingen, waren ETFs im Gegenzug gezwungen zu verkaufen", sagt Snowden: "Tracker-ETFs mussten somit überteuerte Anleihen kaufen und danach zu Niedrigstpreisen verkaufen. Das ist unseres Erachtens eine aberwitzige Situation." (fp)