Angesichts der Insolvenz der Silicon Valley Bank und der Turbulenzen um Credit Suisse greift an der Börse die Angst vor einer neuen Finanzkrise um sich. Aktienindizes wie der deutsche Dax und der US-Leitindex Dow Jones gaben zeitweise deutlich nach. Der Goldpreis konnte hingegen zulegen. Für das Edelmetall hat sich der Trend damit binnen kürzester Zeit komplett gedreht: Nachdem eine Feinunze noch vor einer Woche nur wenig mehr als 1800 US-Dollar kostete, stieg der Preis zuletzt zeitweise über 1930 Dollar auf den höchsten Stand seit Anfang Februar.

Gold profitiert von seinem Ruf als Krisenmetall, das in jeder noch so schlimmen Lage seinen Wert erhält und immer als Zahlungsmittel eingesetzt werden kann. Commerzbank-Experte Carsten Fritsch geht gegenüber dem "Handelsblatt" davon aus, dass Gold weiter von seinem Image als "sicherer Hafen" profitiert. Adrian Ash, Research-Chef beim Edelmetallhändler Bullion Vault, berichtet von "starken Investitionszuflüssen, zusätzlich zu der soliden Verbrauchernachfrage und den rekordverdächtigen Käufen der Zentralbanken", von denen Gold bereits profitiere.

Neue Rekordstände möglich
Analyst Markus Blaschzok von der Solit-Gruppe glaubt, dass ein neues Rekordhoch möglich ist, wenn die Notenbanken ihre Geldpolitik wieder lockern, wie das Blatt weiter schreibt. Das Allzeithoch liegt bei 2072 Dollar pro Feinunze Gold. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, sieht demnach ebenfalls mittelfristig weiteres Aufwärtspotenzial für die Krisenwährung, sofern sich die Zinserhöhungszyklen der Notenbanken tatsächlich ihrem Ende zuneigen. 

Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, verweist auf das Vorwahljahr in den USA: In solchen Jahren stieg der Goldpreis in der Vergangenheit recht verlässlich, im Schnitt um 15 Prozent. Die Goldpreis-Rally hatte dabei meist Mitte März begonnen. "Ich kann mir vorstellen, dass wir bei diesem konstruktiven Verlaufsmuster der Vorwahljahre einen Anlauf auf die Rekordstände erleben", zitiert das "Handelsblatt" den HSBC-Experten. (fp)