Der Zusammenbruch der Kryptowährungsbörse FTX hat auch andere Firmen des Sektors in die Bredouille gebracht. Jene Anleger, die einen Ansteckungseffekt für die gesamten Finanzmärkte fürchten, beruhigt Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments. Er kann dem Ganzen gar positive Seiten abgewinnen, wie er jüngst in einem Marktkommentar schrieb.

"Aufgrund der zeitweise starken Korrelation zwischen Krypto- und Aktienkursen ist es nachvollziehbar, dass viele Anleger einen direkten Zusammenhang vermuten", so Grüner. "Immer wenn sich zwei Marktkategorien ähnlich bewegen, kann es verlockend sein, eine Kausalität zu vermuten." Meistens handele es sich jedoch um zwei Anlageklassen, deren Einflussfaktoren sich gelegentlich überschneiden würden – in diesem Fall sei der überlappende Faktor vor allem die Stimmung der Anleger.

Die Stimmung verbindet
2021 habe es in einigen Marktbereichen eine gewisse Euphorie gegeben – insbesondere bei Kryptowährungen. Als sich die Stimmung 2022 aufgrund von Inflation, Zinserhöhungen, Energiepreisen und Krieg stark eintrübte, habe dies Aktien und Kryptowährungen gleichermaßen getroffen, erläutert Grüner. "Wobei Kryptowährungen nach dem überproportionalen Boom im Jahr 2021 auch stärker abstürzten." Die Stimmung habe bei Kryptos zu einem typischen Platzen einer Blase geführt, während Aktien einen traditionelleren Übergang ins Bärenmarktterrain erlebt hätten.

Im Zuge des Absturzes der Kryptowährungen und der damit verbundenen Zusammenbrüche von Kryptoanbietern sei bei vielen Anlegern die Angst aufgekommen, dass sich die Insolvenzen durch das gesamte Finanzsystem arbeiten würden. "Das Schreckgespenst des Zusammenbruchs von Finanzunternehmen erinnert verständlicherweise an die globale Finanzkrise", so Grüner. Doch im Gegensatz zu damals hätten die Kryptopleiten keine Marktpanik ausgelöst, die globalen Aktienmärkte hätten sich sehr robust gezeigt.

Weitere Turbulenzen für Kryptos
Grüners Ansicht nach könnten Kryptowährungen zwar weitere Turbulenzen bevorstehen, aber all dies sei von den meisten börsennotierten Unternehmen und Bankbilanzen isoliert. Die Finanzvorschriften würden es für die Banken so kostspielig und aufwendig machen, Kryptowährungen in ihren Bilanzen zu halten, dass die meisten sich nicht darum gekümmert hätten. Einige börsennotierte Unternehmen würden zwar über Kryptobestände verfügen, hätten diese aber bereits im Laufe des Jahres 2022 abgeschrieben. Die Bestände seien öffentlich bekannt gewesen, sodass die Märkte effizient mit ihnen umgehen konnten.

"Anleger können durchaus positive Schlüsse aus den Kryptoturbulenzen ziehen, denn sie ermahnt Anleger zur sorgfältigen Abwägung von Risiko und Rendite", meint Grüner. "Zudem wird der Welt vor Augen geführt, dass das Finanzsystem insgesamt einige Ausfälle gut verkraften kann – ohne dass der oft befürchtete Dominoeffekt auftritt, der alles ins Chaos stürzt." (jb)