Die EZB beobachte einen "disinflationären Prozess", der derzeit den Erwartungen entspreche und das Wachstum der Verbraucherpreise bis Mitte 2025 wieder auf zwei Prozent zurückführen dürfte, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Dienstag (16.4.) gegenüber dem US-Nachrichtensender "CNBC". "Wenn wir keinen großen Schock in der Entwicklung haben, steuern wir auf einen Zeitpunkt zu, an dem wir unsere restriktive Geldpolitik abmildern müssen", sagte sie. Das werde wahrscheinlich in "relativ kurzer Zeit" geschehen.

Erst vorige Woche hat die EZB angesichts der rückläufigen Inflation die Erwartungen auf eine Zinssenkung im Juni bekräftigt. Das Wachstum in der Eurozone ist seit mehr als einem Jahr praktisch zum Stillstand gekommen, was dazu beigetragen hat, den Preisauftrieb nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine einzudämmen. Die Frankfurter Währungshüter sind zunehmend zuversichtlich, ihr Inflationsziel von zwei Prozent in den kommenden Monaten zu erreichen.

Uneinigkeit unter den Notenbankern
Der irische Notenbankchef Gabriel Makhlouf und sein finnischer Kollege Olli Rehn haben am Dienstag erklärt, dass eine Zinssenkung im Juni wahrscheinlich ist. Doch während der Grieche Yannis Stournaras dafür plädiert, den Einlagensatz noch in diesem Jahr um vier Viertelpunkte von seinem derzeitigen Rekordwert von vier Prozent zu senken, sind viele angesichts der geopolitischen Unsicherheiten vorsichtiger.

Rückkehr zum Zwei-Prozent-Ziel ein "holpriger Weg"
Lagarde wollte sich nicht dazu äußern, wie viele Zinssenkungen in den kommenden Monaten zu erwarten sind, und verwies auf eine "Reihe geopolitischer Entwicklungen", die das Verbrauchervertrauen beeinträchtigt und die Rohstoffmärkte in Aufruhr versetzt haben. Trotz der "relativ moderaten" Reaktion der Energiepreise auf den iranischen Angriff auf Israel blieb sie vorsichtig und wies darauf hin, dass die Rückkehr der Inflation zum Zwei-Prozent-Ziel ein "holpriger Weg" sein wird. (mb/Bloomberg)