Die Covid-19-Pandemie hat die Aktienkurse weltweit einkrachen lassen. Nun sieht der Markt zwar günstig aus – ist es aber nicht. "Mit Einsetzen der Krise erlebten wir eine optische Verbilligung", sagt Beatrix Ewert, Client-Portfolio-Managerin bei Lazard Asset Management. Zunächst hätten die Analysten nicht gewusst, wie sie den Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität in ihre Gewinnschätzungen ummünzen sollen. Inzwischen sei dies geschehen, sagt die Portfoliospezialistin – und nun sei der Aktienmarkt, gemessen an diesen Schätzungen, noch teurer als zuvor. "In den USA sind wir aktuell bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 25, in Europa bei 19", so Ewert.

Investoren werden auch in Zukunft mit höheren Bewertungen am Aktienmarkt leben müssen. Die Entwicklung werde durch das Gelddrucken der Zentralbanken und durch die gigantischen Fiskal-Programme noch gestützt. "Deshalb führt angesichts des aktuellen Zinsniveaus und fehlenden Alternativen kein Weg an Aktien vorbei", sagt die Anlageexpertin.

Bottom-up statt Top-down
Entsprechend müssen sich Aktionäre mit gewissen Risiken anfreunden und die Volatilität bis zu einem gewissen Grad aushalten. "Wir preisen Erwartungen ein", sagt Ewert. Werden diese nicht erfüllt, etwa weil es zu einer zweiten Welle an Covid-19-Infektionen kommt, kann es auch wieder Korrekturen nach unten gehen. Der Anlagestratege setzt in diesem Umfeld auf einen Bottom-up-Ansatz. "Wir wollen genau wissen, in welche Unternehmen wir investieren", betont die Anlageexpertin.

Deshalb nehme Lazard AM vor jedem Investment eine fundamentale Bewertung der Unternehmen vor, beobachte, wie sich der Marktpreis verhält, und entscheide, ob die Bewertung eines Unternehmens gemessen an seinem Ertragspotenzial gerechtfertigt sei. "Ist zu viel Qualität bereits eingepreist, ist das für uns keine Chance mehr. Dann suchen wir nach Alternativen mit besseren Chancen", sagt Ewert. (fp)