Zwar sind die Aussichten für europäische Aktien aktuell gut – beim nächsten Abschwung könnten sie sich aber als sehr verlustreiches Investment herausstellen. Davor warnt der Fondsanbieter Legal & General Investment (LGIM). "Die Erfahrungen der letzten Krise haben gezeigt, dass der institutionelle Rahmen der Eurozone nicht darauf ausgelegt ist, schnell und angemessen auf eine Krise größeren Ausmaßes zu reagieren", sagt Lars Kreckel, Global Equity Stratege bei LGIM. Zudem könne die nächste Krise erneute Bedenken hinsichtlich der Stabilität der europäischen Währungsunion wecken. "Wir gehen zwar nicht davon aus, dass eine solche Situation unmittelbar bevorsteht, die Risiken einer Rezession sind jedoch bekanntermaßen schwer vorherzusagen", sagt Kreckel.

Aktuell spricht viel für eine weiterhin positive Entwicklung der europäischen Aktienmärkte: Die Wirtschaft boomt, die Gewinne steigen, die politische Lage ist so stabil wie seit Jahren nicht und die europäischen Märkte hinken der weltweiten Entwicklung so lange hinterher, dass sicherlich der Zeitpunkt gekommen ist, den Rückstand aufzuholen. "Diese Gründe sind klar und nachvollziehbar – sie übersehen jedoch mögliche, massive Risiken", sagt Kreckel.

Auf Stolpersteine achten
Umfragen deuten darauf hin, dass die meisten Investoren die Zukunft europäischer Aktien ebenfalls positiv sehen. Es gilt jedoch, potenzielle Stolpersteine im Blick zu behalten, sagt Kreckel. So könne die politische Ruhephase schneller vorbei sein, als manchem lieb ist. "Das größte Risiko sind hier die Wahlen in Italien, die voraussichtlich im Frühjahr stattfinden werden. Zudem könnte es sich als Trugschluss erweisen, das Jahr 2017 als Wendepunkt im Aufstieg des europäischen Populismus zu interpretieren", warnt der Stratege.

Ein weiterer Negativpunkt seien die Gewinnaussichten europäischer Unternehmen. "Die Prognosen waren zuletzt recht positiv", sagt Kreckel. Nach Jahren der Enttäuschung scheine jedoch eine gewisse Skepsis gerechtfertigt zu sein. Es bestehe das Risiko, dass der stärkere Euro mehr von einem möglichen Gewinnwachstum auffressen werde als erwartet. Nicht zuletzt würden günstige Bewertungen oft als Kaufargument für europäische Aktien angeführt. Der Abschlag sei im Vergleich zu anderen Regionen aber nicht ungewöhnlich groß. (fp)