Die langfristigen Aussichten für den Ölpreis sind nicht so schillernd, wie die jüngste Entwicklung vermuten lässt, sagt John Roe, Head of Multi-Asset Funds bei Legal & General Investment Management (LGIM). "Die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten scheinen der kurzfristige Haupttreiber der Rally zu sein. Wie sich der Markt weiterentwickelt, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen", sagt Roe. 

Zuletzt stieg der Preis für Rohöl der Sorte Brent auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2014. Ein Grund: Die USA sind aus dem Nuklearabkommen mit dem Iran, einem der wichtigsten Opec-Produzenten, ausgetreten. "Es gibt zudem einige Stimmen, die meinen, dass das Ölkartell seine Förderkürzungen bis 2019 fortsetzen wird und dass der größte Opec-Produzent Saudi-Arabien einen Ölpreis von über 80 US-Dollar anstrebt", sagt Roe.

Zugleich sei die globale Nachfrage nach dem Rohstoff weiterhin hoch. Die Produktion Venezuelas sei im letzten halben Jahr eingebrochen, was zum Teil auf eine Reihe einzelner US-Sanktionen zurückzuführen sei.

Futures-Markt deutet auf sinkenden Preis hin
Roe warnt dennoch davor, mit einem langfristig anhaltenden Aufwärtstrend beim Ölpreis zu rechnen – zumal der Futures-Markt für Brent darauf hindeute, dass der Ölpreis mittelfristig sinken werde. "Die Spotpreise liegen deutlich über den Terminpreisen", erklärt der Investmentstratege. Das geringe Risiko eines länger anhaltenden Ölpreisanstiegs trage indes dazu bei, dass die Rezessionsgefahren abnehmen. "Trotz dieser Entwicklung hat die Schieferöl-Revolution sowohl die mittelfristigen Risiken für den Ölpreis gesenkt als auch die künftigen Preiserwartungen drastisch reduziert", sagt Roe. (fp)